Ost-West-Konzept

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Wachstumspläne bei Air Astana

Kasachstan liegt genau zwischen den Wachstumsmärkten China, Indien und Europa. Doch die Sperrung des russischen Luftraums zwingt die nationale Airline Air Astana neuerdings zu aufwendigen Umwegen.

Air Astana betreibt die A321neo auch in der „LR“-Version mit erhöhter Reichweite.
Fotos: Airbus, AirTeamImages/TMTaviation
Kasachstan liegt in Zentralasien, inmitten wichtiger Reiseströme.

Nur sechseinhalb Stunden habe der Nonstopflug von Almaty nach London über Russland hinweg noch bis vor kurzem gedauert, jetzt seien es neun Stunden und vierzig Minuten, inklusive Tankstopp im westkasachischen Aktau, seufzt Richard Ledger, Senior Regional Manager bei Air Astana im Gespräch mit der FLUG REVUE auf der Internationalen Tourismusbörse. Grund sei das jetzt grundsätzlich nötige Umfliegen des russischen Luftraums durch Air Astana. Leasingfirmen und Versicherer bestünden wegen der Russland-Sanktionen seit dem Angriff auf die Ukraine darauf, erläutert der Brite. Vor März 2022 habe Air Astana bei 56 wöchentlichen Flugbewegungen den russischen Luftraum durchquert.

Ledger arbeitet schon über 17 Jahre bei den Kasachen, darunter als Verkaufs- und Marketingvorstand. Dass es bei Air Astana viele Briten gibt, ist kein Zufall, denn die Airline gehört zu immerhin 49 Prozent dem britischen Luftfahrtkonzern BAE Systems und zu 51 Prozent (über den staatlichen Wohlfahrtsfonds Samruk-Kazyna) dem Staat Kasachstan.

BRITISCHE AIRLINE-PARTNER

Die nach der Jahrtausendwende gegründete Airline nahm im Mai 2002 ihren Betrieb auf und hat sich seitdem zur größten Fluggesellschaft Zentralasiens entwickelt. Sie wird nach westlichen IATA- und EASA-Standards aufgebaut und betrieben.

SCHNELLE CORONA-ERHOLUNG

„Wir haben gelernt, uns anzupassen“, sagt Richard Ledger. Damit meint er nicht nur die neuerdings nötigen Umwege um Russland herum, sondern auch die Bewältigung der Corona-Flaute kurz zuvor, 2020. Damals setzte Air Astana auf sehr schnelle Kostensenkungen und ihre Liquiditätssicherung über kurzfristige Bankkredite, denn die Regierung half nicht direkt. Außerdem konzentrierte man sich auf den durch Corona-Regeln weniger stark eingeschränkten Inlandsflugverkehr, setzte die 767-Flotte als Hilfsfrachter nach Indien und China ein, verlegte ungenutzte Kapazität zu sogenannten Lifestyle-Zielen und bot Charterflüge an