Marktführer mit glorreicher Geschichte

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Die Niedrigpreis-Fluggesellschaft FlySafair ist heute die nach Sitzen größte Linienairline in Südafrika. Ihre bunte Vergangenheit als Charterairline reicht weit zurück.

Von ANDREAS SPAETH

FlySafair – Erfolg in neuer Rolle

Abschiedsformation mit der Hercules. Die im zivilen Einsatz seltene Viermot wurde unter anderem für die UNO eingesetzt.
Fotos: FlySafair, Andreas Späth

Ein Sommertag am OR Tambo International Airport in Johannesburg, der Himmel sieht bedrohlich aus, Gewitter sind im Anmarsch. Gegenüber des Passagierterminals, auf der anderen Seite von Afrikas größtem Flughafen, liegen die Hangars von FlySafair. Etwas abseits steht beim ersten Besuch der FLUG REVUE im Februar 2023 ein Frachtflugzeug in neutral weißer Bemalung, bei genauem Hinsehen schimmern noch die Schriftzüge „United Nations“ durch. „Dies ist die letzte ihrer Art, und die wird auch bald weg sein“, sagte damals Natasha Kotze von Safair, die den Gast auf dem Vorfeld herumführt. Es handelt sich ohnehin um die ganz seltene Spezies einer zivilen Lockheed L-100-30 Hercules, von denen nur wenige gebaut wurden, ist dieser Typ doch vorrangig ein seit 1956 geschätzter Militärtransporter. Dieses Flugzeug war das letzte von ehemals 17 „Hercs“, wie sie hier allgemein genannt werden, welche die südafrikanische Chartergesellschaft Safair betrieben hat. Damit verfügte sie über die weltweit größte Flotte an zivilen Hercules, doch deren Lebensdauer kam Anfang vergangenen Jahres nach vielen Jahrzehnten treuer Dienste, auf oft extremen Missionen, an ihr Ende.

Die vier Motoren erwachten auf einmal zum Leben, die Piloten ließen sie im Leerlauf auf volle Touren hochlaufen. „Ein letzter Probelauf vor dem langen Überführungsflug nach Alaska“, erklärte Natasha Kotze, neuer Besitzer ist Lynden Air Cargo in Anchorage. „Lynden hat alle unsere Hercs gekauft, aber fliegt nur zwei von ihnen mit Ausnahmegenehmigungen der FAA – unsere beiden jüngsten, die 1976 gebaut wurden“, erklärt Elmar Conradie, CEO von FlySafair, im Gespräch mit der FLUG REVUE. „Die haben insgesamt sieben übernommen, die anderen aber in der Wüste abgestellt. Bis 2021 haben wir noch fünf betrieben, 2022 waren es noch drei bis zum letzten Flug im Oktober. Dabei hatten wir vor gar nicht langer Zeit noch neun Hercs in der Flotte“, erinnert sich Conradie mit etwas Wehmut. Bei Safair ging die Ära der legendären Hercs unweigerlich zu Ende, über diese Arbeitspferde und ihr unglaublich breites Einsatzspektrum definiert sich die ganze Firma bis heute.