Nachhaltigkeit neu gedacht

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Die globale Energielandschaft befindet sich in einem Dilemma. Klimaneutralität ist das Ziel, die Zeit ist knapp, der Weg hingegen lang. Atomstrom ist unbeliebt, dafür aber effizient. Erste Anzeichen einer Nuklear-Renaissance sind mittlerweile erkennbar. Für Anleger ergeben sich Chancen.

Text: Jens Jüttner

Atomstrom

Wer in Deutschland das Wort Nachhaltigkeit im Mund führt, kann sich auf eine überbordende ideologische Diskussion einstellen. Beispiel Strom. Natürlich wollen alle aus fossilen Energieträgern aussteigen. Doch hat der umgehende Verzicht überhaupt Einfluss? Wohl kaum. Denn solange es den CO2 -Emissionsrechtehandel gibt, werden die in Deutschland nicht benötigten Zertifikate verkauft und an anderer Stelle eingesetzt. Bedeutet: Deutschland spart CO 2ein, andere Länder stoßen es dafür aus.

Nun muss natürlich jemand vorangehen, wenn die EU 2050 (Deutschland 2045) tatsächlich klimaneutral werden soll. Doch zu welchem Preis? Zwar stammen mehr als 50 Prozent der Energie in Deutschland aus erneuerbaren Quellen, doch war Strom noch nie so teuer wie heute. Haushalte zahlen nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) 0,45 Euro je Kilowattstunde (kWh). 2013 waren es 0,29 Euro.

Atomenergie? Ja, bitte!

Und auch die Industrie ächzt unter den hohen Belastungen. Im zweiten Halbjahr 2022 zahlten Unternehmen 0,54 Euro je kWh. Der Preis hat sich mittlerweile halbiert (per Ende 2023) und auch eine Rabattierung ist in der Diskussion, doch sind die Beschaffungskosten mit 0,22 Euro weiterhin etwa dreimal so hoch wie 2013. Das liegt an den hohen Gaspreisen und die sind das Ergebnis einer seltsamen deutschen Energiepolitik – Stichwort Abhängigkeit.

Wie es funktionieren kann, machen andere Länder vor. Sie haben die Frage nach der Verwendung beantwortet. Atomenergie? Ja, bitte! Allen voran Frankreich, aber auch Großbritannien und die Ukraine gehören zu den Top 10 der Atomkraft-Produzenten weltweit. Und unter anderem aus Frankreich bezieht Deutschland Strom aus Kernenergie. Nun soll es hier nicht ideologisch zugehen. Es gibt ausreichend Pro- und Contra-Argumente.

Klimaneutralität nur mit Atomstrom?

Einerseits heißt es vom Umweltbundesamt, dass Atomenergie nicht klimaneutral ist, da Abbau und Endlagerung in der Betrachtung eine entscheidende Rolle spielen. Andererseits führt die Internationale Energieagentur (IEA) an, dass dank Atomstrom in den vergangenen 50 Jahren über 60 Gigatonnen CO 2 -Emissionen eingespart wurden – das entspricht etwa den energiebedingten globalen