Das große Paradoxon

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Die Aussichten der Halbleiter-Industrie sind hervorragend. Elektromobilität, mobile Endgeräte und KI-Anwendungen treiben die Nachfrage. Dennoch konnten zuletzt nicht alle Unternehmen vom Boom profitieren. Hier können ETFs ihre Stärken ausspielen.

Text: Jens Jüttner

Halbleiter-ETFs

Geht es nach Robert Kraus, ist die Sache klar: „Der globale Halbleitermarkt wird sich bis 2030 auf rund eine Billion US-Dollar verdoppeln.“ Kraus ist Leiter der Fachgruppe Halbleiter beim Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) und Chef von Inova Semiconductors – er muss es wissen. Eine Billion US-Dollar entspricht der Hälfte der deutschen Staatsverschuldung oder dem Bruttoinlandsprodukt der Niederlande. Das ist beeindruckend. Doch wenn es Geld regnet, warum werden dann nicht alle Chiphersteller nass?

Wer die vergangenen zwei, drei Jahre nicht unter einem Stein gelebt hat, dürfte mitbekommen haben, dass Halbleiter gefragt sind. Sehr gefragt sogar. Denn neben den ganzen mobilen Endgeräten (Smartphones, Tablets, Laptops), die einem sofort in den Sinn kommen, sind Chips in nahezu allem vorhanden, was das Leben angenehmer macht.

Eklatanter Mangel an Chips

Und besonders die Auto-Industrie beklagt den Chipmangel. Laut einer Studie des Verbands der Automobilindustrie bremst der eklatante Engpass die Produktion bereits seit 2021 aus. Sofern keine geeigneten Gegenmaßnahmen ergriffen werden, führen die fehlenden Ressourcen bis 2026 global zu einem Produktionsrückgang von 20 Prozent. Dies entspricht nach VDA-Angaben rund 18 Millionen Fahrzeugen. Und Besserung ist so schnell nicht in Sicht. Denn Elektroautos brauchen prinzipiell mehr Chips als der klassische Verbrenner. Zusätzlich braucht’s Halbleiter für rasant zunehmende KI-Anwendungen.

Die Umfeldbedingungen waren für Hersteller selten besser. Alles spricht für Halbleiter-Titel. Doch nicht alle können gleichermaßen vom Boom profitieren (siehe Grafik rechts). Während Nvidia sich gemessen am Umsatz binnen kürzester Zeit an die Spitze der Chip-Konzerne arbeitete, strauchelte die Konkurrenz.

Unterschiedliche Entwicklung

Im dritten Quartal 2023 blieben unter dem Strich 9,24 Milliarden US-Dollar bei Nvidia hängen. TSMC verdiente 6,66 Milliarden Dollar. Bei Intel verlief das dritte Jahresviertel flach, Samsung musste sogar einen Verlust von knapp drei Milliarden Dollar ausweisen. Nvidia ist Marktführer bei KI-Chips (etwa 80 Prozent Anteil). So kommt der Wechsel der Plattformen zu Accelerated Computing und generativer KI dem Konzern entgegen.