Geht man 30 Jahre zurück, nimmt der Grad der Outperformance zu

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Factor-Investing, auch Smart-Beta-Investing genannt, besteht darin, sogenannte Faktorprämien in einem Investmentportfolio zu berücksichtigen. Faktorprämien sind von Wissenschaftlern während der zurückliegenden rund fünf Jahrzehnte identifizierte Treiber von Rendite und Risiko in einer Asset-Klasse, hier in der Asset-Klasse Aktien.

PRO

Gerd Kommer ist Vermögensverwalter und Sachbuchautor zu Themen rund um die Geldanlage.

Gemeinsam erklären Faktorprämien – und eben gerade nicht Stock Picking oder Market Timing – über 90 Prozent der Rendite-Risiko-Kombination eines diversifizierten Aktienportfolios. Factor-Investing ist ein „statistisches Phänomen“ – man kann nur sinnvoll über Factor-Investing reden oder es praktizieren auf der Basis der Betrachtung einer großen Zahl von Einzelwerten und eines hinreichend langen Zeitraums. Die Standardvariante von Factor-Investing geschieht im Rahmen eines Buy-and-Hold-Ansatzes kombiniert mit mechanischem Rebalancing, also ohne Factor-Timing.

Durch das Übergewichten von Faktorprämien in einem einfachen ETF-Portfolio (ohne die Möglichkeit von Leerverkäufen) gegenüber einem „neutral“ rein nach Marktkapitalisierung gewichteten Portfolio kann die erwartete Portfoliorendite gegenüber der relevanten erwarteten Marktrendite um einen bis eineinhalb Prozentpunkte per annum nach Kosten erhöht werden.

Die bekanntesten und am besten in der Forschung etablierten Faktorprämien sind Low Size, Value, Quality, Low Asset Growth, Momentum und Low Volatility. Alle diese Faktorprämien – mit der einzigen Ausnahme der Value-Prämie – haben auf der Basis globaler MSCI-Faktor-Indizes in den vergangenen 20 bis 30 Jahren (je nach verfügbarer Länge der jeweiligen MSCI-Datenserie) ihre konventionelle Indexvariante outperformt. Kombinierte man mehrere Faktorprämien in einem Multifactor-Index, ist die Outperformance tendenziell stärker als bei individuellen Faktorprämien, und geht man weiter als 30 Jahre zurück, nimmt der Grad der Outperformance typischerweise ebenfalls weiter zu.

Über Factor-Investing wurde von Journalisten, YouTubern und Vertretern der traditionell agierenden Finanzbranche gerade in den vergangenen zwei, drei Jahren erstaunlich viel Unsinn verbreitet. Wer als Laie diesen Unsinn von verlässlichen Fakten unterscheiden möchte, sollte zunächst einmal die folgenden vier Aspekte