Aktienportfolio gewichten – Marktkapitalisierung oder BIP?

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Wer ein weltweit diversifiziertes passives Aktienportfolio aufsetzen will, sollte sich die Frage stellen, wie er die Aktien, Länder oder Regionen in seinem Portfolio gewichten will. Beispielsweise nach einer der beiden folgenden Methoden:

Text: von Gerd Kommer und Daniel Ganowski

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Market Capitalization Weighting („MCW“): Bei der Gewichtung nach Marktkapitalisierung wird eine Aktie im Index nach dem Verhältnis ihrer MC zur MC aller Aktien im relevanten Universum gewichtet. Indirekt führt MCW auf der Ebene einzelner Aktien auch zum MCW der einzelnen Staaten, zu denen diese Aktien gehören (die Länder, in denen die Unternehmen ihr primäres Börsen-Listing haben). Die MC-Methode ist der Marktstandard bei passivem Investieren. Sie stellt die „natürliche“ Gewichtung dar, die sich durch den Markt selbst ergibt. Keine andere Methode produziert einen geringeren Aktienumschlag im Index, was wiederum zu den niedrigen Transaktionskosten im ETF beiträgt.

BIP-Gewichtung: Die Gewichtung nach Bruttoinlandsprodukt. Hier wird das MC-Gewicht der einzelnen Aktien im Index basierend auf einem BIP-Faktor nach oben oder unten angepasst. Spezifisch erfolgt die Anpassung basierend auf dem prozentualen Anteil, den das BIP des Landes dieser Aktie am globalen BIP hat. Das führt dazu, dass die Gewichte von Aktien aus einem Land, das relativ zu seiner Volkswirtschaft einen großen Aktienmarkt hat, reduziert werden und die Gewichte von Aktien aus einem Land, das relativ zu seiner Volkswirtschaft einen kleinen Aktienmarkt hat, steigen. Aktuell wird in Deutschland nur ein Aktien-ETF angeboten, der das Element der BIP-Gewichtung berücksichtigt. Davon abgesehen ist die BIP-Gewichtung von einem Privatanleger über die entsprechende Zusammenstellung mehrerer einzelner konventioneller regionaler ETFs einigermaßen einfach umzusetzen.

Bevor wir zum Renditevergleich MC-Methode versus BIP-Methode kommen, wollen wir jedoch noch kurz auf das Thema „Klumpenrisiko bei der MC-Methode“ eingehen. Weil die MC-Gewichtung am wenigsten in Marktentwicklungen eingreift, kann es bei ihr zu besonders starker „Klumpenbildung“ kommen, also unerwünscht hohen „Unwuchten“ oder Konzentrationen in Bezug auf Einzelwerte, Branchen und Länder. Wir glauben, dass eine hohe Konzentration in einem einzelnen Land unnötiges „Black-Swan-Risiko“ mit sich bringt, das man als passiver Langfristanleger vermeiden sollte. Vier historische Minifallstudien:

Fallstudie Russland ab 1917

Der russische Aktienmarkt erlitt im Jah

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