Zerstören die höheren Sparzinsen die Investmentkultur?

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Bockwurst, Bier und Sparbuch – so lauten die deutschen Stereotype. Doch während Bier noch ein paar Prozent bietet, war dies beim Sparbuch lange Jahre nicht der Fall. Drohen Zinswende und steigende Guthabenzinsen die zarten Bande der Deutschen mit Aktien, ETFs & Co. wieder zu trennen?

Text: Thomas Brummer

Zinswende

In den vergangenen Jahren haben sich Sparer nichts sehnlicher herbeigewünscht als die Zinswende. Endlich ist sie da und macht Zinsprodukte wie Anleihen und das Tagesgeld wieder attraktiv. Auf Letzteres gibt es teils vier Prozent und mehr.

Wie beliebt ist denn noch das Tagesgeld? Deutsche setzen derzeit eher auf Fonds und ETFs. Zu diesem Ergebnis kommt die Investmentbank J.P. Morgan im sogenannten Finanzbarometer 2023, einer repräsentativen Befragung von 2.000 Frauen und Männern in Deutschland.

Zerreißprobe bestanden

„Da während der Pandemie viele Deutsche erste Gehversuche rund um das Thema Investment gewagt hatten, war es nach dem sowohl für Aktien als auch für Anleihen sehr turbulenten Jahr 2022 sehr spannend zu sehen, ob sich die Investmentkultur bereits gefestigt hat“, sagt Matthias Schulz, Managing Director bei J.P. Morgan Asset Management. Sehr erfreulich sei, dass viele Neuinvestoren das Thema offenbar langfristig angehen und sich nicht durch kurzfristige Marktschwankungen entmutigen ließen.

Zwar sei der Anteil derjenigen, die direkt in Aktien investieren, von 31 Prozent auf 26 Prozent zurückgegangen, wie der Vergleich mit den Ergebnissen des Finanzbarometers 2022 zeigt. Allerdings ist der Anteil der befragten Deutschen, die in Fonds und/oder ETFs investieren, parallel um neun Prozentpunkte auf 29 Prozent angewachsen. Auch Anleihen haben um einen Prozentpunkt auf sieben Prozent zugelegt.

Exkurs zu Anleihen

Speziell Anleihen haben dank der anziehenden Zinsen stark an Attraktivität für Anlegende gewonnen. Ihre Attraktivität erhöhen sie zusätzlich durch einen volatilen und heraufordernden Aktienmarkt. Die Anlagestrategen der UBS gehen sogar davon aus, dass das Verhältnis von Rendite zu Risiko aktuell bei Anleihen besser ist als bei Aktien.

Was machen Sparprodukte?

Im Rahmen der Zinswende wäre es also naheliegend, dass die Deutschen wieder ihre konservative Sparleidenschaft entdecken. Dem ist aber nicht so. Das Sparbuch als Anlageprodukt hat auf Jahressicht einen deutlichen Rückgang um neun Prozentpunkte auf 42 Prozent verzeichnet und auch Tages- und Festgelder gingen mit einem Minus von vier Punkten auf 37 Proze