„Der Staat kann renditeorientiert anlegen“

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Anja Mikus verwaltet für den KENFO aktuell mehr als 24 Milliarden Euro. Dabei folgt sie einer klaren Strategie mit festem Anlagehorizont von 83 Jahren. Was Privatanleger vom KENFO lernen können, verrät die Vorstandsvorsitzende im Interview.

Das Interview führte Jens Jüttner

Interview

Anja Mikus arbeitet seit 30 Jahren in der Investmentbranche. Seit der Gründung 2017 ist sie Vorstandsvorsitzende und CIO des KENFO.

Sie verantworten den Staatsfonds KENFO, dessen Ziel es ist, die Kosten der Zwischen- und Endlagerung radioaktiver Abfälle aus der Kernenergie zu finanzieren. Wie fühlen Sie sich als Managerin des ersten deutschen Staatsfonds?

Anja Mikus: Für mich ist es eine große Ehre und spannende Herausforderung, ein so wichtiges Portfolio mit einem hochmotivierten Team managen zu dürfen. Was uns verbindet, ist natürlich auch, dass wir eine gesellschaftlich wichtige Aufgabe erfüllen. Ich freue mich, dass ich meine langjährige Erfahrung im Management großer Portfolios einbringen kann. Das Beispiel KENFO zeigt, dass auch der Staat Geld professionell, renditeorientiert und nachhaltig anlegen kann. Es erfüllt mich mit Stolz, dass es uns gelungen ist, den ersten deutschen Staatsfonds buchstäblich aus dem Nichts aufgebaut zu haben. Seit der Errichtung im Jahre 2017 hat sich der KENFO aus einem Start-up zu einem erfolgreichen und professionellen Anlagemanager mit inzwischen etwa 45 Beschäftigten und einer modernen Investmentinfrastruktur weiterentwickelt.

Der KENFO verwaltet aktuell rund 24 Milliarden Euro. Woher kommt dieses Geld? Und wie viel Kapital wird benötigt, um die zu erwartenden Kosten zu finanzieren?

Mikus: Am 3. Juli 2017 sind die Betreiber der 25 deutschen Kernkraftwerke ihrer gesetzlichen Verpflichtung nachgekommen und haben insgesamt 24,1 Milliarden Euro auf die Konten der Stiftung des Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (KENFO) eingezahlt. Damit ging die Verpflichtung zur Finanzierung der Zwischen- und Endlagerung des radioaktiven Abfalls auf den Bund über. Zwischenzeitlich hat der KENFO bereits über drei Milliarden Euro an das Bundesumweltministerium für diese Aufgabe ausgezahlt, davon allein 648 Millionen Euro im Jahr 2022. Die Laufzeit des Fonds endet im Jahr 2100. In einer umfangreichen externen Studie wurde ermittelt, dass der KENFO bei einem Anlagehorizont von rund 80 Jahren eine Zielrendite von 3,7 Prozent erzielen muss, um die veranschlagten kerntechnischen Entsorgungskosten vollständig finanzieren zu können.

Wie ist die Anlagestrategie des KENFO? Haben Sie sich bei der Erstellung der Anlagestrategie an den Strategien ander