Sind sie immer noch sinnvolle Investments?

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Schwellenländeraktien haben im zurückliegenden Jahrzehnt schlechtere Renditen produziert als Industrieländeraktien. Hinzu kommen seit gut zwei Jahren unschöne politische Nachrichten aus China. Man denke an den brutalen Covid-Lockdown und weitere Willkürakte der Staatsdiktatur, die womöglich zu den niedrigen Renditen des chinesischen Aktienmarktes beigetragen haben.

Text: Gerd Kommer und Praval Kapoor

Schwellenländeraktien

Vor diesem Hintergrund tauchen seit einiger Zeit vermehrt skeptische Medienschlagzeilen zu Schwellenländerinvestments wie die folgenden Artikelüberschriften auf:

„Emerging markets: All risk and few rewards?“

(Financial Times, 15.02.2022)

oder

„MSCI Emerging Markets: Dieser Index taugt nicht viel“ (FAZ, 10.10.2022).

Im vorliegenden Blog-Beitrag gehen wir daher der Frage nach, ob Aktieninvestments in Schwellenländern für Privatanleger heute noch attraktiv sind und wenn ja, wie sie aus unserer Sicht durchgeführt werden sollten. Das tun wir, indem wir die folgenden fünf Gesichtspunkte zu Aktieninvestments in Emerging Markets (EM) näher beleuchten.

1 Was sollte für einen rationalen, wissenschaftlich orientierten Anleger der Hauptgrund sein, EM-Aktien ins Portfolio zu nehmen?

Das Hauptargument für EM-Aktieninvestments besteht nicht in ihren langfristig höheren Renditen, wie die Medien und die Finanzbranche typischerweise postulieren, sondern darin, dass EM-Aktien generell ein wesentlicher Teil des globalen Aktienmarktes sind. Wer keine EM-Aktien im Depot hat, der investiert definitionsgemäß nicht in den globalen Aktienmarkt, nicht in die „Welt-AG“, sondern nur in einen Teil davon.

Auch realwirtschaftlich sind Schwellenländer keine Nischenveranstaltung. Sie machen über 85 % der Weltbevölkerung aus, repräsentieren über 70 % der Landmasse dieses Planeten, beherbergen rund vier Fünftel der bekannten Rohstoffvorkommen auf der Erde und erzeugen – je nach Berechnungsmethode – zwischen 40 % und 55 % der globalen Wirtschaftsleistung. Dass dieser Anteil – so wie in den zurückliegenden 20 Jahren – trendmäßig weiter steigen wird, bezweifeln nur wenige.

EM-Aktien weisen in den dreieinhalb Jahrzehnten von 1988 bis 2022 mit einem Wert von +0,73 eine attraktiv niedrige Korrelation zu Industrieländeraktien auf (Developed-Markets-Aktien/„DM-Aktien“). In den letzten Jahren ist dieser Wert sogar trendmäßig gefallen, weil sich die vielzitierte Globalisierung inzwischen im Rückwärtsgang befindet. Das ist realwirtschaftlich zu bedauern, kann aber für Kapitalmarktanleger ein Vorteil sein.

Aufgrund der relativ niedrigen Korrelation zwischen EM-Aktien und DM-