„Der US-Aktienmarkt wird deutlich steigen“

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Der US-Aktienmarkt lief in den vergangenen Jahren deutlich besser als der europäische. Bleiben US-Titel auch 2023 erste Wahl? Wie geht es weiter an der Börse? Wo tun sich Chancen auf? Wir haben uns dazu mit zwei Experten von J.P. Morgan Asset Management zum Gespräch getroffen.

Das Interview führte Thomas Brummer

USA als Geldanlage

Herr Preussner, die Demokraten konnten Ende vergangenen Jahres dann doch die Mehrheit im Senat behalten. Ist das für die Börsen eine gute Nachricht?

Preussner: Ich würde sagen, dass die politische Entwicklung relativ wenig Einfluss in diesem Fall hat. Für die volkswirtschaftliche Entwicklung ist deutlich wichtiger, was die Federal Reserve noch an Zinserhöhungen durchführen wird. Dann können wir die Folgen für die volkswirtschaftliche Lage besser einschätzen. Unsere Prognose ist, dass wir 2023 bei ungefähr minus einem Prozent liegen, was das Bruttoinlandsprodukt anbelangt. Die Inflationsrate sehen wir bei vier bis viereinhalb Prozent bis Ende 2023. Und diese wird von der politischen Seite weniger bestimmt als tatsächlich vom amerikanischen Konsumenten. Dementsprechend hat die politische Situation grundsätzlich relativ wenig Einfluss darauf.

Die vielleicht wegweisendere Wahl um das Präsidentenamt steht noch an. Da wollen die beiden großen Parteien doch sicher bei den Wählern punkten.

Preussner: Genau. Aber ich glaube, es ist momentan noch zu früh, um eine Aussage treffen zu können. Insbesondere weil wir noch nicht genau wissen, welche Kandidaten antreten und in welcher Verfassung die Volkswirtschaft bis dahin ist. Steuergeschenke kann es nur dann geben, wenn sie auch finanzierbar sind. Und sollten wir in den kommenden Monaten doch eine größere Rezession sehen, dann wäre das schon etwas, was erst noch aufgeholt werden müsste.

Noch eine letzte politische Frage. Sollten sich Anleger eher Demokraten oder Republikaner in der Regierung wünschen?

Preussner: Das kann man so nicht sagen. Im Endeffekt hatten wir sowohl unter demokratischen als auch unter republikanischen Präsidenten schon mal ein gutes Kapitalmarktumfeld, aber genauso auch ein super negatives erlebt. Also das sagt per se noch nichts aus. Unter Obama zum Beispiel war es positiver als unter Präsident Biden. Beide sind von der gleichen Partei. Doch das aktuelle Umfeld ist nicht ausgelöst durch die Politik, sondern durch volkswirtschaftliche und geopolitische Gegebenheiten, wie beispielsweise den Krieg in der Ukraine oder die steigenden Energiekosten.

Sie sprechen den Ukraine-Krieg an. Dieser ist gerade in Europa noch ein großes Thema, genau wie auch die Inf