Schützen diese Bonds wirklich vor Inflation?

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Vor gut einem Jahr begann die Konsumgüterinflationsrate in Deutschland und den meisten Ländern der Welt anzusteigen. In den fünf Monaten seit März dieses Jahres lag sie annualisiert sogar bei über sieben Prozent. Für die unter 60-Jährigen unter uns ist das eine ungewohnte Erfahrung. Die Inflationsrate in den 35 Jahren bis Mitte 2021 hatte im Durchschnitt moderate 1,7 Prozent betragen.

Text: Gerd Kommer und Luca Stagnitti

Inflations-Anleihen

Vor gut einem Jahr begann die Konsumgüterinflationsrate anzusteigen. In den fünf Monaten seit März dieses Jahres lag sie annualisiert sogar über sieben Prozent. In einer solchen Situation erscheint es nicht überraschend, wenn inflationsindexierte Anleihen (oft auch inflationsgeschützte Anleihen genannt) in den Fokus rücken.

Was sind inflationsindexierte Anleihen und wie funktionieren sie?

Inflationsindexierte Anleihen („IIAs“) werden nahezu ausschließlich von Staaten emittiert. Seit einigen Jahren existieren auch einige wenige IIA-ETFs. Wie unterscheidet sich eine IIA von einer entsprechenden konventionellen Staatsanleihe (nachfolgend „KA“)? Der Unterschied besteht darin, dass das Risiko der unerwarteten Inflation unterschiedlich zwischen Emittent und Investor verteilt ist. Bei einer IIA trägt der Emittent, also der Staat, das Risiko unerwarteter Inflation, bei einer KA trägt es der Anleger. Zu jedem Zeitpunkt besteht für ein Land bzw. eine Währung eine kollektive Inflationserwartung – die sogenannte erwartete Inflation. Sie ist zu jedem Zeitpunkt bereits in die nominale Umlaufrendite einer KA eingepreist. Die Umlaufrendite ist die Rendite einer Anleihe ab Kaufzeitpunkt bis zur Fälligkeit – unter der Annahme, dass es nicht vorher zu einem Zahlungsausfall kommt. Die Umlaufrendite ist beim Kaufzeitpunkt exakt bekannt. Sie enthält bei KAs die kollektive Inflationsschätzung des Marktes zum Zeitpunkt des Kaufes bis zur Fälligkeit der Anleihe. Vielen Privatanlegern fällt es schwer, zu glauben, dass die erwartete Inflation bei konventionellen Anleihen stets eingepreist ist, obwohl dieser Sachverhalt in der wissenschaftlichen Finanzökonomie unstrittig ist.

Besonders schwer tut sich mancher Privatanleger mit diesem Konzept, wenn die Inflationsrate in der jüngeren Vergangenheit über der nominalen Umlaufrendite von Staatsanleihen gelegen hat, wie es seit einigen Jahren der Fall ist. Die unerwartete Inflation ist, wie auch die tatsächliche Inflation, immer erst im Rückblick beobachtbar.

Unerwartete Inflation = tatsächliche Inflation – erwartete Inflation

Die unerwartete Inflation kann negativ oder positiv sein, d. h. der Markt kann die

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