Warum der Ansatz von Dirk Müller & Co. nur ein Hirngespinst ist

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Warum der Ansatz von Dirk Müller & Co. nur ein Hirngespinst ist

Der MSCI World Index hat seit dem letzten Höchststand am 4. Januar dieses Jahres rund 15 Prozent eingebüßt. Angesichts anziehender Inflationsraten, steigender Zinsen und des wohl noch länger währenden Ukraine-Kriegs hat sich in den Medien und am Internet-Stammtisch die Auffassung eingebürgert, dass „derzeit die Risiken für einen nahen Aktien-Crash“ besonders hoch seien. Kann man diese Risiken durch Absicherungsgeschäfte (Hedging) verringern?

Text: Gerd Kommer und Maximilian Bartosch

Downside-Hedging

Im Kontext der aktuell durchaus wackligen Aktienkurse klettert nun ein altbekannter Investment-Zombie aus seinem Grab – wie stets, wenn es am Aktienmarkt längere Zeit deutlich nach unten ging: Der „Downside-Hedging-Zombie“ (Hedging = Absicherung). Er steht für den Glauben, es sei unter Nutzung bestimmter Finanzprodukte oder Investmenttechniken systematisch möglich, das Drawdown-Risiko (Kursverlustrisiko) eines Aktienportfolios zu reduzieren, ohne dafür ein entsprechendes Opfer im Sinne einer geringeren Langfristrendite oder geringeren risikogewichteten Rendite erbringen zu müssen.

Im Marketing-Material für derartige Absicherungsstrategien oder Anlageprodukte heißt das „die Aufschwungsphasen des Aktienmarktes mitnehmen und die Abschwungphasen vermeiden“. Auch Finanzjournalisten und -blogger publizieren gerne und oft Storys über Fälle, in denen solche Hedging- oder „Portfolio-Insurance“-Ansätze funktioniert haben. Dahinter steckt der alte Anlegertraum „gleiche Rendite mit weniger Risiko“ – der vermeintliche heilige Gral des Investierens.

Der heilige Gral des Investierens entpuppt sich bei näherer Betrachtung weit überwiegend als „fehlerhafte Ware“, die man später gerne zurückgeben würde. Mittel- und langfristig werden mehr als die Hälfte derjenigen, die an die Versprechungen von Downside-Hedging („DH“) glauben, schlechter dastehen als diejenigen, die es unterlassen. Die Minderheit, die durch DH in einem (zumeist kurzen) Zeitfenster profitiert, tut das wahrscheinlich aus bloßem Glück, sprich Zufall. Glück lässt sich im folgenden Zeitfenster allerdings nicht systematisch wiederholen und im langfristigen Mittel senkt DH die realisierte Rendite.

Welche Downside-Hedging- oder Downside-Protection-Produkte und -Strategien existieren?

Die Welt der DH- oder Finanzprodukte ist ein großer, bunter Zoo. In Bezug auf Aktien gehören die folgenden zu den wichtigsten: Put-Optionen (Verkaufsrechte), Put-Optionsscheine, Short-Zertifikate, Short-ETFs (auch inverse ETFs genannt), zahlreiche Finanzprodukte mit eingebauten Kapitalg

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