„Nach der US-Wahl gibt es einen Schub“

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TOP-EXPERTEN Die Rekordlaune an den Börsen scheint abzuflauen. Wie geht es weiter? Deutschlands Top-Vermögensverwalter blicken nach vorn. Was sie von den Notenbanken erwarten, wie sie den KI-Boom sehen und auf welche Favoriten sie jetzt setzen

Treffen der Top-Experten in der Schweiz: Hendrik Leber, Frank Fischer, Michael Reuss und Jens Ehrhardt (v. l.)
Foto: Bodo Rüedi

Euphorie sieht anders aus. Das diesjährige Treffen der deutschenTop-Vermögensverwalter im schweizerischen Gonten war nur verhalten optimistisch. Denn nach der Rekordrally seit Januar flaut der Rückenwind für die Börsen ab, so der Tenor. Drei der vier befragten Finanzprofis trauen dem MSCI World auf Sicht von zwölf Monaten nur noch ein Plus zwischen null und fünf Prozent zu. Eine gute Nachricht gibt es dennoch: An spannenden Anlagechancen mangelt es trotzdem nicht.

€uro am Sonntag: Im ersten Halbjahr eilten die Aktienmärkte von Rekord zu Rekord, obwohl die Hoffnung auf Zinssenkungen immer weiter schwindet. Herrscht da eine gefährliche Sorglosigkeit an den Börsen?

Jens Ehrhardt: Der Optimismus ist schon groß. Und fundamental ist die US-Börse teuer: Das KGV für den S & P 500 liegt bei 21. Aus monetärer Sicht ist die Lage auch eher mau. In den letzten zwei Jahren haben US-Geldmarktfonds noch zwei Billionen US-Dollar ins Fi-nanzsystem gepumpt, die sie vorher bei der Fed geparkt hatten. Und die US-Fiskalpolitik war extrem expansiv. Dieser doppelte Rückenwind flaut jetzt ab. Das alles spricht für einen Dämpfer an der Börse, die Kurse werden wohl erst mit der US-Wahl wieder steigen. Bis zur Wahl wird der Markt wahrscheinlich ungefähr auf dem heutigen Niveau stehen.

Hendrik Leber: Der Blick auf den S&P 500 zeichnet aber ein schiefes Bild. Der Index wird ja nur von sieben, acht Titeln dominiert. Dahinter gibt es eine breite Schicht von Aktien, die überhaupt nicht teuer und auch nicht gut gelaufen sind. Da gibt es noch viel Potenzial für Kurssteigerungen. Was mich etwas beunruhigt, ist die Volatilität. Die ist wirklich sehr niedrig. Da besteht immer die Gefahr, dass die Stimmung dreht und es kurz kracht.

Michael Reuss: Ich meine auch, es ist an der Zeit, ein paar Chips vom Tisch zu nehmen, wie es so schön heißt. Das bedeutet aber keinesfalls, auf Aktien zu verzichten! Da wäre die Gefahr viel zu groß, nicht mehr rechtzeitig reinzukommen, wenn die Kurse wieder steigen. Wir wissen ja: Ein paar gute Börsentage im Jahr bestimmen die komplette Rendite. Wer diese Tage verpasst, schaut in die Röhre. Also lieber die gut gelaufenen Positionen ein bisschen glätten und dann in der Schwäche wieder aufbauen.

Frank Fischer: Man sollte aber nicht zu pessimistisch sein. Es stimmt schon, eigentlich müsste ein Rücksetzer kommen. Die Cash-Quoten der Fondsmanager sind auf einem Dreijahrestief, das ist ein Alarmsignal. Ein anderer, sehr wich

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