Europas Banken wittern Morgen luft

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GELDHÄUSER Der beispiellose Höhenflug von Commerzbank und Deutscher Bank: Was die Aktien treibt, welches Potenzial sie noch haben, und wie Europas Banken zur US-Konkurrenz aufschließen

Andreas Pläsier ist seit mehr als 20 Jahren Banken-Analyst bei Warburg Research, dem Wertpapieranalyse-Spezialisten der Warburg-Gruppe. Er hat die Geldhäuser schon während der Finanzkrise ab 2008 analysiert, als die Kurse dramatisch einbrachen.

In den Jahren danach lasteten niedrige Zinsen und hohe Kosten wie Blei auf den Aktien, bis jetzt das Eis brach. „An eine so positive Performance über längere Zeit, wie sie Deutsche Bank und Commerzbank zuletzt hinlegten, kann ich mich nicht erinnern“, sagte Pläsier gegenüber €uro am Sonntag.

Dabei kam die Rally fast aus dem Nichts: Während in den USA die Analysten schon zum Rückzug aus den europäischen Bankaktien bliesen, setzten die beiden größten deutschen Geldhäuser zu einem beispiellosen Höhenflug an der Börse an. Allein seit Jahresbeginn haben die Aktienkurse um rund ein Viertel zugelegt und dabei den europäischen Bankenindex Euro Stoxx Banks überholt.

Angetrieben wird die Bankenrally von Fortschritten im Konzernumbau, Kosteneinsparungen, von höheren Erträgen, höheren Dividenden und Aktienrückkäufen. Nicht zuletzt aber profitieren die deutschen Schwergewichte von den bis Mitte 2023 stark gestiegenen Notenbankzinsen. Für Kredite können die Geldhäuser in diesem Umfeld deutlich höhere Zinsen verlangen, als sie für Einlagen zahlen, was die Nettozinsmarge antreibt. Das betrifft insbesondere die Commerzbank. Das Geschäftsmodell des größten deutschen Mittelstandsfinanzierers gilt als eines der zins-reagibelsten unter Europas Banken.

100 Milliarden Nettogewinn fuhren die europäischen Topbanken im vergangenen Jahr ein – der höchste Wert seit zehn Jahren.

Doch auch der Deutschen Bank gelang es im vergangenen Jahr, eine Flaute im Investmentbanking mit starken Ergebnissen im Privat- und Fotos: Arnulf Hettrich/imago, Sven Wied/Warburg Research Firmenkundengeschäft mehr als auszugleichen. Und sowohl Commerzbank-Chef Manfred Knof als auch Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing können dabei auf einen erfolgreichen Konzernumbau aufbauen, mit dem sich die beiden Institute in den vergangenen Jahren von den Nachwirkungen der Finanzkrise 2008 endlich befreit haben. Das zeigt sich nicht zuletzt in einer deutlich verbesserten und krisenfesteren Kapitalausstattung.

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