Prescht die EZB mit Zinssenkung vor?

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INFLATION Die Teuerungsraten sind in Europa weiter auf dem Rückzug. Die EZB könnte im Juni noch vor der US-Notenbank Fed die erste Zinssenkungsrunde einläuten

Christine Lagarde, EZB-Chefin
Gemüseabteilung im Supermarkt. Die Teuerung bei Lebensmitteln hat spürbar nachgelassen

Auch wenn man das zähe „Inflationsbiest“ nicht unterschätzen sollte und manche Volkswirte noch mal ein Aufbäumen der Bestie befürchten: Die jüngsten Daten aus Europa und insbesondere aus Deutschland zeigen dennoch einen recht klaren Trend. Die Preisteuerung ist weiter auf dem Rückzug und nähert sich deutlich dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent an.

So hat sich die Inflationsrate in der Eurozone im März auf 2,4 (Februar: 2,6) Prozent abgeschwächt. In Deutschland ging der Anstieg der Verbraucherpreise sogar auf 2,2 (Februar 2,5) Prozent zurück, vor allem aufgrund nachlassenden Preisdrucks bei Energie und Nahrungsmitteln. Hier ereignete sich ein bemerkenswerter Vorzeichenwechsel: Erstmals seit neun Jahren gingen im März die Preise für Nahrungsmittel in Deutschland wieder zurück – um 0,7 Prozent gegenüber demVorjahresmonat. Auch die sogenannte Kerninflation, also ohne die schwankungsanfälligen Preise für Lebensmittel und Energie, ist auf dem Rückzug – ein Maß, das die Notenbanker besonders aufmerksam verfolgen.

Angesichts der positiven Daten von der Preisfront gehen inzwischen die meisten Experten davon aus, dass die EZB nach längerer Hochzinsphase auf ihre Sitzung am 6. Juni erstmals wieder die Zinsen senken könnte. EZB-Chefin Lagarde und andere Währungshüter hatten stets betont, dass bis dahin eine ausreichende Datengrundlage vorliege, um über eine Zinssenkung zu entscheiden. Auf der nächsten EZB-Sitzung am 11. April wird dagegen noch nicht mit einer Lockerung der Geldpolitik gerechnet.

„Letzte Meile ist die schwierigste“

Vor allem stark steigende Löhne und höhere Rohstoffpreise könnten den rückläufigen Inflationstrend noch durchkreuzen. „Die EZB kann sich nicht entspannen“, warnt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Vor allem der Anstieg der wichtigen Dienstleistungspreise verharre zum fünften Mal in Folge bei vier Prozent, angetrieben von steigenden Tariflöhnen. „Im Kampf gegen die Inflation ist die letzte Meile die schwierigste“, sagt Krämer.

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