Italienischer Charme

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ITALIEN Das Land ist zum Paradies für Anleger geworden. Der Aktienmarkt schlägt sogar die Nasdaq, und die Anleihen outperformen deutsche Bonds

Wo sonst Bulle und Bär stehen, ziert den Platz vor der Börse Mailand das L.O.V.E-Monument des Künstlers Maurizio Cattelan
Foto: Pietro D‘Aprano/Getty Images

Als Urlaubsland steht Italien seit jeher hoch in der Gunst nicht nur der Deutschen.

Trotz des schlechten Wetters in Norditalien erlebte das Land an Ostern die erste große Touristenwelle des Jahres. Schließlich bietet Italien neben Stränden und attraktiven Landschaften auch schöne Städte, viel Kultur und eine hervorragende Gastronomie.

Dass das Bel Paese auch für Anleger attraktiv ist, wissen die wenigsten Touristen. Dabei eilt der Aktienmarkt von Rekord zu Rekord und schlägt im Zweijahresvergleich sogar die Nasdaq. Und trotz eines Defizits von mindestens 7,2 Prozent im vergangenen Jahr und einer Verschuldung von knapp 138 Prozent des Bruttoinlandsprodukts haben italienische Staatsanleihen zuletzt deutsche Bonds outperformt.

Stärker als die Deutschen

Der italienische Börsen-Hauptindex FTSE-MIB, der die 40 größten Titel des Landes abbildet, hat 2023 um 28 Prozent zugelegt und seit Anfang dieses Jahres auch schon wieder um 12,5 Prozent. Anders als beim DAX sind dabei die üppigen Dividenden noch gar nicht berücksichtigt.

Den Vogel schießen Banken wie die HVB-Mutter Unicredit ab, deren Kurs 2023 um 85 Prozent zulegte. Sehr gut performt haben auch der Rüstungskonzern Leonardo (plus 82 Prozent) und Ferrari (plus 52 Prozent). Der Autobauer stellt mit einem Börsenwert von 75,9 Milliarden Euro den wesentlich größeren Konkurrenten Porsche (42,1 Milliarden Euro) deutlich in den Schatten.

18,3 Milliarden Euro nahm Italien vor wenigen Wochen mit einer neuen Anleihe ein. Die Nachfrage war riesig.

Starker Bankensektor

Dominiert wird der FTSE-MIB von Finanzwerten, die im Vergleich zu ihrer wirtschaftlichen Bedeutung im Börsenindex deutlich überrepräsentiert sind. Nach Jahren der Krise mit hohen Verlusten, vielen faulen Krediten in den Bilanzen und staatlichen Rettungsaktionen stehen sie nun international ganz vorn und weisen Rekordgewinne sowie Top-Kapitalquoten aus. Unicredit etwa kam 2023 auf einen Gewinn von 8,7 Milliarden Euro, Italiens Branchenprimus Intesa Sanpaolo auf 7,7 Milliarden Euro. Die Institute haben ihre faulen Kredite massiv reduziert, und das Exposure in Staatsanleihen des Landes, das Risiken birgt, ist seit 2020 um fast 100 Milliarden Euro auf 348 Milliarden Euro gesunken. Mit üppigen Dividenden und Aktienrückkaufprogrammen halten sie die Anleger bei Laune. Allein Unicredit schüttet 2024 zehn Milliarden Euro aus.

0,6 Prozent Inflation sind einer der niedrigsten Werte in der Eurozone und weit von der Teuerungsrate in Deutschland entfernt.

Bei der Dividendenrendite ste

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