Über Nacht im Himmel

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HÜTTENTOUR

Sogar aus Neuseeland kommen ihre Gäste angereist. Kein Wunder, denn eine Nacht in der ältesten Schutzhütte der Dolomiten gehört zu den spektakulärsten Panorama-Erlebnissen der Alpen. Doch der Weg zum Rifugio Nuvolau ist steinig.

Die grobe, steile Via Ferrata von der Averau- zur Nuvolau-Hütte (160 hm) schiebt man besser. Schon weil man den Akku auf dieser Zweitagestour schonen sollte
Fotos: Katrin Kunkel-Javers, Markus Greber (12)
Lagazuoi, die drei Tofane, Cinque Torri – das Who is who der Dolomitengipfel dekoriert auf den letzten steilen Höhenmetern zur Hütte den Hintergrund
Ihren Mann Juan hat Hüttenwirtin Emma auf ihren Reisen in Chile kennengelernt. Er hilft im Sommer, wo er gebraucht wird.

Richard von Meerheimb hatte mit seinem Leben bereits abgeschlossen, als er nach Cortina d’Ampezzo kam. Die vielen Kriegseinsätze und Entbehrungen Mitte des 19. Jahrhunderts hatten dem Schriftsteller und Oberstleutnant aus Dresden arg zugesetzt. Er konnte kaum noch atmen, seine Beine versagten ihren Dienst und ärztliche Behandlungen wollten einfach nicht anschlagen. Sein letzter Versuch: eine Reise in die klare Bergluft der Dolomiten. Wie durch ein Wunder verbesserte sich sein Zustand hier innerhalb von nur drei Monaten so enorm, dass er wieder genug Kräfte für eine Bergtour verspürte. Bis auf den 2574 Meter hohen Monte Nuvolau trugen ihn seine Beine und auch die Lunge wieder. Vor lauter Glück und Dankbarkeit spendete er dem damals gerade gegründeten Alpenverein Geld für den Bau von dessen erster Gipfelhütte. Und so wurde am 11. August 1883 oben auf dem Nuvolau die erste Schutzhütte der Dolomiten eröffnet. Getauft auf den Namen „Sachsendank“.

Dort oben wartet noch ein ganz anderes Kaliber

Es muss damals tatsächlich eine Art Wunderheilung gewesen sein. Denn unsere Lungen sind gesund, wir haben bis zum Rifugio Scoiattoli Cortinas Liftanlagennetz genutzt und mühen uns auf der verbliebenen Restrampe zum Rifugio Averau hinauf trotzdem ganz schön ab. Im Kriechmodus wühlen wir uns die steile Geröllpiste hoch. Auch weil wir uns für den ersten Tag unserer Tour nur den Eco-Schub gönnen wollen. „Eure Akkus könnt ihr bei uns nicht laden“, hatte es bei der telefonischen Reservierung geheißen. Und da wir ohnehin großes Glück hatten, im August überhaupt noch drei Betten in der Hütte zu ergattern, war uns das in dem Moment auch egal. Mit Liftnutzung wird uns der Strom schon für eine zweitägige Hüttentour reichen, dachten wir. Doch als wir den 2413 Meter hohen Übergang an der Averau-Hütte endlich erreicht haben, sind wir uns da gar nicht mehr so sicher. Hier soll es jetzt links auf einer Via Ferrata weitergehen. Noch mal 160 Höhenmeter bis zur Sachsendank-Hütte, die inzwischen längst Nuvolau-Hütte heißt. Allerdings geht’s nun einen Steig hinauf. Steil und mit

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