ElektroRad
4 October 2019

Liebe Leserinnen und Leser, Rückblick Eurobike. Absolut im Steilflug: Cargobikes. Aber ein fahrrad­affiner Automotive-Experte holt einen auf den Boden der Tatsachen zurück: „Unter dem Aspekt Insassensicherheit und Passantenschutz sind 60 Prozent der gezeigten Cargo-Modelle Bastel-Lösungen“, dämpft er allgemeine Euphorie. Antworten sind gefragt: Sind Fahrwerk und Bremsen auf Notbremsungen ausgelegt? Besitzen die öko-trendigen Holz-Aufbauten gerundete Kanten, damit sich Passanten bei einer Kollision nicht verletzen? Wären Schaumstoff-Wannen nicht die bessere Alternative, da sich das Material in Auto-Front-/Heckschürzen bewährt? Sind die Sicherheitsgurte ausreiß-gesichert? Was passiert, wenn das Cargo ohne Last gefahren wird? Sind bei Panikbremsungen die Stopper dann zu bissig? Wie stabil steht etwa Frau damit an der Ampel? Was passiert beim Schieben oder Wenden, wenn Kind & Kegel an Bord sind? Wie bringt man Sicherheitsaspekte und Fahrspaß zusammen, ohne dass Cargobikes zu trägen Monstern mutieren? Sie als Cargo-Kunde sollten nicht nur Probefahrt-Eindrücke in die Kaufentscheidung einfließen lassen. Das optimale Modell ist ein Mix aus Fahrperformance, Alltagsvariabilität und eben Sicherheit. Schließlich geht es um das wertvollste Transportgut: unsere Kinder. Viel gehört auf der Messe: „Im Markt herrscht eine Reichweiten-Phobie.“ Weil immer mehr E-Bike-Käufer möglichst viel Reichweite wünschen, wird es im Modelljahr 2020 nicht nur Reise-Räder, sondern nun auch Trekking-Modelle mit Doppelakku geben. Bei Modellen mit Bosch-Antrieb könnte das der neue 625-Wh-Akku sein. Gedoppelt stehen hier üppige 1250 Wh Kapazität zur Verfügung. Braucht es das? Erste Praxistests der ElektroRad mit nur einem 625er ergaben bei anspruchsvollen Mountainbike-Tagestouren mehrfach eine Reichweite von 50 Kilometern. „Optimal für eine typische Tour im Gebirge“, sagen die Tester. Mit dem Tourenrad ist damit in stark welligem Terrain und trotz schwerem Fahrer locker eine 100-km-Runde mit elektrischem Rückenwind drin. Da fragt man sich, ob bei einem 100er-Ritt nicht das Sitzfleisch das limitierende Element ist. Bei 1250 Wh Kapazität ist sogar die doppelte Reichweite machbar – ohne dass der Akku an der Steckdose nuckeln muss. Doch unterwegs Nachtanken heißt auch Verweilen, Mittagspause genießen, mit Menschen ins Gespräch kommen. Nicht zu vergessen: das erhöhte Gewicht eines DualAkku-Bikes, spürbar beim Beschleunigen, beim Heben über Stufen/auf den Autoträger und Schieben an Engstellen oder Anstiegen. Meine Devise: Weniger ist mehr. Wenn schon DualAkku, dann sollten 2 x 500 Wh ausreichend sein. Sogar beim Cargobike. Daniel O. Fikuart, Chefredakteur

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