Die Seele der Tiere

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Titelthema

Liebe, Angst, Trauer & Traurigkeit sowie Glück & Freude – dass unsere Tiere diese Emotionen mit uns teilen, ist uns bekannt. Aber wie empfinden unsere fühlenden Mitlebewesen diese Sensationen und was macht das im Detail so besonders?

Ein Hund wacht über Wochen am Eingang eines Krankenhauses und wartet darauf, dass sein krankes Frauchen endlich wiederkommt. Eine Entenmutter quakt verzweifelt und weicht nicht von der Stelle, weil ihr Küken in einen Gulli gefallen ist und von allein nicht mehr herauskommt. Und eine Katze beschlagnahmt den Koffer ihres Herrchens, weil sie bereits ahnt, dass er auf Reisen gehen will. Wer genau hinschaut, kann tief in die Seele von unseren Heimtieren blicken und wird schnell bemerken, dass sie uns ganz ähnlich sind. Sie bilden Paare und Freundschaften, manche bleiben sich ein ganzes Leben lang treu. Andere bilden große Gruppen und leben in Gemeinschaften zusammen und kommunizieren miteinander durch verschiedene Laute oder die eigene Körpersprache.

Wandel der Wissenschaft

„Dass Tiere Emotionen haben, ist mittlerweile anerkanntes Wissen“, erklärt Barbara Schöning, Fachtierärztin für Verhaltenskunde und Tierschutz in Hamburg. „Wir haben entsprechende Reaktionen in bestimmten Bereichen des Gehirns, die deutlich machen, dass dort Emotionen ausgelöst werden.“ So könne man beispielsweise häufig eine physiologische Reaktion feststellen – etwa das Starten der Stressreaktion im Organismus.

Heute geht man davon aus, dass Tiere zwischen Emotionen wie „Angst“ oder „Freude“ und „Wohlgefühl“ unterscheiden können. Bei weiteren Gefühlsäußerungen scheiden sich die Geister allerdings noch immer: Einige Forscher vertreten die Meinung, dies seien zutiefst menschliche Empfindungen, die keine Entsprechung im Tierreich hätten. Andere vermuten, dass diese Emotionen auch bei Tieren vorkämen, jedoch noch nicht bewiesen seien. „In der jüngeren Vergangenheit befassen sich Forscher mit der Bewusstwerdung von Gefühlen, und sie versuchen herauszufinden, inwieweit Wut oder Trauer auch bei Tieren vorkommt“, erklärt Schöning.

Noch vor 50 Jahren wurden Gefühle bei Tieren abgetan, in der Wissenschaft waren sie völlig unbeachtet. Noch vor drei Jahrzehnten galten Gefühle bei Tieren nicht als Thema, das einer wissenschaftlichen Untersuchung wert gewesen wäre. Und wir Menschen halten uns nach wie vor für besondere Geschöpfe, die sich von unseren tierischen Mitbewohnern dieser Erde grundlegend unterscheiden. Doch wir sind nur eine von Millionen Arten auf diesem Planeten.

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