Paradies am Ende der Welt

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Reise

Neuseeland ist ein wahres Naturparadies. Die Inseln waren über viele Millionen Jahre geografisch vom Rest der Welt isoliert, und aus diesem Grund konnte sich dort eine besondere Tier- und Pflanzenwelt entwickeln

Jedes Tier zählt Die Zahl der wilden Kakapos wächst; Tierärzte untersuchen einen Vogel per CT nach einem Schimmelpilzinfekt (kleines Foto)
Quer durch das Land Autorin Christiane Flechtner reiste durch Neuseeland und fotografierte seltene Tiere – auch den Tui (rechts)

Man kann noch genau erkennen, wie sich die glühend heiße Masse aus dem Inneren der Erde ihren Weg in die Landschaft gebahnt hat. Wie flüssiger Teig schob sie sich in Wellen und Windungen, Klumpen und Schüben bis hinab zum Meer. Was vor 600 Jahren vor Auckland noch orange und gelb und flüssig aus dem Meer emporstieg, ist heute tiefschwarz erstarrt. Der Rangitoto, mit 259 Metern der größte und jüngste von Aucklands 48 Vulkankegeln, ist ein perfektes Beispiel für die einzigartige Natur Neuseelands. Ich laufe über die Lavafelder und durch den größten Pohutukawa-Wald der Welt, der um die Weihnachtszeit die Insel in ein rotes Farbenmeer taucht. Und ich lausche den melodischen Gesängen und klickenden, schnarrenden Geräuschen des Tui mit seinem weißen, hervorstehenden Federbüschel am Hals, bewundere das leuchtend rot-grüne Gefieder des Kakariki oder Ziegensittichs und beobachte den Piwakawaka, den Neuseeland-Fächerschwanz, mit seinen weiß-schwarzen Schwanzfedern.

Experiment der Evolution

Neuseeland ist ein geografisch isolierter Inselstaat im südlichen Pazifik und mit 268.021 Quadratkilometern etwas kleiner als Italien. Es besteht aus zwei Hauptinseln, der Nord- und der Südinsel, sowie mehr als 700 kleineren Inseln. Bei nur fünf Millionen Einwohnern – davon leben vier Millionen auf der Nordinsel und nur eine Million auf der Südinsel – ist die schroffe und einzigartige Natur allgegenwärtig. Mehr als 20 Prozent der Fläche Neuseelands bestehen aus Nationalparks, Wäldern und Schongebieten. Es gibt insgesamt 14 Nationalparks und 34 Meeresschutzgebiete. Die meisten Einwohner sind in einer Naturschutzgruppe organisiert. Ganze Nachbarschaften, selbst Schulkinder, engagieren sich. Wetapunga, Tuatara und Kea – diese so fremd klingenden Namen gehören zu den endemischen Tierarten Neuseelands. Damit sind riesige Langfühlerschrecken, Brückenechsen und Vögel gemeint. Und so wundersam die hier lebenden Tiere sind, so ist Neuseeland ein einzigartiges Experiment der Evolution. Weitab von Kontinenten und Inseln entwickelte sich über 80 Millionen Jahre eine Lebenswelt, in der Säugetiere – abgesehen von Fledermäusen und Meeressäugern – keinen Platz hatten.

Durch den gemeinsamen Atem

„Aotearoa“ nennen die Maori, das indigene Volk Neuseelands, heute wieder ihre Inseln. Bis in die 1980er-Ja

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