Kein guter Ort für Hunde

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Tierschutz

Neue Serie: Hilfe mit Herz Streuner in Griechenland

Einer der kleinsten Tierschutzvereine der Welt kämpft um die Streuner von Xanthi. Kaum helfende Hände, ein mickriges Budget und ausufernde Bürokratie machen den „Griechischen Fellnasen“ das Leben schwer. Schaffen es die Tierschützer, mit ihrem unermüdlichen Engagement auch andere anzustecken?

Aus dem Ruder Die Straßenhunde um Xanthi versinken im Elend, die Zahl der Notfälle steigt dramatisch
Fotos: Sophia Becic

Bei der Dämmerung sehen die Silhouetten der Autowracks unheimlich aus. Aber nicht jetzt. Es ist 15 Uhr, als Litsa ihren Roller an dem illegalen Schrottplatz vorbei in Richtung Tiernotstation lenkt. Den Weg kennt sie auswendig, aber heute huscht sie an dem trostlosen Ort nicht wie sonst vorbei. Sie fährt langsam. So langsam, dass sie fast ins Straucheln kommt, den Blick fest auf den Autofriedhof gerichtet. Sie sucht nach einer abgemagerten Hündin und ihren sieben Babys, die hier vor ein paar Tagen gesichtet wurden. Und plötzlich erwacht ein Stück Asphalt zum Leben: Zwei schwarze Welpen hocken am Straßenrand, eng aneinandegekuschelt. Litsa stellt den Roller ab und nähert sich vorsichtig den verschreckten Tieren. Warum sie vor ihr nicht wegrennen, sieht sie auf Anhieb: Den Kleinen fehlt je ein Unterschenkel.

Die Wunden sind noch frisch, aber verdreckt, die Knochen offengelegt.

Grausamkeit an der Tagesordnung

In dieser gottvergessenen Gegend ist Tierquälerei Alltag. „Eine Art Volkssport“, sagt Sofia Becic, die 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins „Griechische Fellnasen“, der sich um die vierbeinigen Opfer von Vernachlässigung und Misshandlung, aber auch um die Kastrationen der Streuner und ihre Vermittlung nach Deutschland kümmert. Den Verein hat die 62-Jährige 2011 gegründet, als sie – zu Besuch in der Region – das ganze Elend der Straßenhunde hautnah erlebt hat. Xanthi, eine Provinzstadt im Nordosten des Landes und der Standort des Vereins, ist bei Touristen unbekannt. Die Gegend, beherrscht von Türken, Roma und Pomaken, einer muslimischen Ethnie, hat mit den traumhaften Stränden und malerischen Buchten Griechenlands auch nichts zu tun. „Die Region ist arm, unzivilisiert und im ganzen Land verrufen“, meint Sofia. „Tiere bedeuten den meisten Menschen hier nichts.“ Dieser Mentalität sind offensichtlich auch die etwa sechs Wochen alten Welpen zum Opfer gefallen.

Ein Tierarzt versorgt ihre Beinstümpfe in einer Not-OP. Die Tiere leiden unter hohem Fieber, ein Bluttest ergibt eine beginnende Blutvergiftung. Beiden fehlen auch die Schwänzchen. „Eine Axt oder ein ähnlich scharfes Werkzeug“, urteilt der Veterinär über die Tatwaffe. „Es ist kein Autounfall und keine Bisswunde.“ Da sie eine Strafanzeige erstatten will, bittet Sofia den Arzt um einen schriftlichen Befund, d

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