Levis neues Leben

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Reportage

Einen Hund aus dem Tierschutz aufnehmen, einem Lebewesen eine zweite Chance schenken – das klingt wunderbar. Und das ist es auch, doch der Weg zum Glück kann durchaus holprig verlaufen. Unsere Autorin berichtet von ihrem schlaflosen, nervenaufreibenden Weg zum Traumhund

Vorher/Nachher Levi im Shelter inRumänien und heute als glücklicher Hund

Abby, unsere spanische Straßenhündin, hatte nach 13 Jahren ihren Gang über die Regenbogenbrücke angetreten. Nach ihrem Begräbnis waren mein Mann Nikky und ich uns einig, dass kein neuer Hund einzieht. Allerdings dachte ich heimlich für mich: Wenn ein Hund uns finden soll, dann können wir ja weitersehen. Nikky sagte ich davon natürlich nichts.

Und tatsächlich kam der Tag, an dem meine Nachbarin mir von einer Pflegestelle ganz in der Nähe erzählte. Dort würde ein soooo süßer Hund dringend auf ein neues Zuhause warten.

Es war Liebe auf den ersten Blick

Es stellte sich heraus, dass es ein junger Rüde war, ein ziemlich großer Hund. Das war genau das, was wir keinesfalls suchten. Wenn überhaupt, dann käme nur eine Hündin infrage. Und nicht so groß, weil unser Zaun nur für Kleinhunde gemacht war. Und ein Junghund – nein.

Es kam, wie es kommen musste. Eine Dame mit einem zitternden Häufchen Elend, erkennbar als Hund, stand vor der Tür. Die Nachbarin hätte gesagt, sie solle sich hier melden … Als ich Levi sah, war es um mich geschehen. Ich habe mich in dem Moment verliebt. Meine Nachbarin ein kleines bisschen verwünschend, bat ich beide herein.

Kurzform: Als Levi auch noch den Katzentest wegen unseres 17-jährigen Katers bestand, war die Sache geritzt, wir wollten ihn adoptieren. An einem Dienstag zog Levi ein.

Levi war die erste Stunde zwar etwas scheu, spielte aber schnell mit seinem neuen Leckerliball. Das wird ja eine leichte Eingewöhnungsphase – dachte ich. Igendwann schien es Levi aufzufallen, dass er nicht mehr auf der Pflegestelle war, und er fing an zu weinen. Laut. Leise. Hohe Töne, tiefe Töne. Er lief auf und ab. Er bekam die Stresshechelei, dass es tropfte. Der ganze Hund zitterte wie ein Erdbeben.

Er weinte wochenlang. Am Stück

Er wanderte im Wohnzimmer. Wir mussten ihn anleinen, sonst hätte er Wege in den Fußboden gelaufen. Nachts drehte er richtig auf und heulte wie ein Wolf. Er winselte, mal laut, mal leise, es ging dann wieder in Weinen über.

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