Hauptstadt der Eisbären

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Reise

Rund um die kleine kanadische Stadt Churchill an der Hudson Bay versammeln sich jedes Jahr Hunderte von Eisbären und Tausende Belugawale. Ein wahres Highlight für Besucher aus aller Welt

Zu Fuß zu den Riesen Auf Fireweed Island kommt man den Eisbären ganz nah. Sie brauchen beim Spaziergang in lila Blüten zwischendurch auch mal Abkühlung

Eine Fußspur im feuchten Sand ist das erste Zeichen. Der Abdruck der großen Tatzen samt Krallen in den Untergrund ist deutlich sichtbar. Ein aufgeregtes Kribbeln im Körper macht sich breit. Hier ganz in der Nähe muss er sein. Zu Fuß geht es ein paar Schritte weiter, und der Blick schweift immer wieder über die kleine Insel. Und dann ist er plötzlich zu sehen: ein Eisbär, der gemächlich durch die Landschaft streift. Sein weißes Fell hebt sich kontrastreich von den violetten Weidenröschen ab, die den Untergrund wie einen Teppich überziehen. Kaum mehr als 100 Meter ist er entfernt – gerade weit genug, um keinen besonderen Anlass zur Sorge zu geben und ihn jedoch gut beobachten zu können. Ein magischer Moment, der sich tief ins Gedächtnis einbrennt – und ins Herz.

Ein Stempel im Pass

Churchill ist eigentlich eine unscheinbare Kleinstadt mit rund 900 Einwohnern, die gefühlt am Ende der Welt liegt. Keine Straße führt zu ihr – entweder man fliegt oder kommt mit der Eisenbahn. Hier trifft der boreale Nadelwald aus dem Süden mit der Tundra zusammen, die sich schier endlos über Tausende Kilometer ausbreitet. Nichts als glatt geschliffene Felsen, kleine Büsche und vereinzelte Fichten, die aufgrund ihres durch Wind und Wetter einseitigen Bewuchses auch Flaggenbäume genannt werden. Im Sommer ist es ein Vogelparadies mit seinen Millionen wassergefüllten Mulden auf dem Permafrostboden, mit nervenden Moskitos und stechenden Bremsen, im Winter ein dunkler, eisiger Ort mit Temperaturen von bis zu – 40 Grad Celsius.

Heute nennt sich die Stadt „Welthauptstadt der Eisbären“, und in der Poststation können sich die Touristen sogar einen Stempel mit „Churchill Manitoba Polar Bear Capitol of the World“ in den Reisepass pressen lassen.

Es gibt schätzungsweise noch 25.000 Eisbären, und mehr als 60 Prozent der Tiere leben im nördlichen Kanada – rund 600 von ihnen in und um Churchill. Ihr eigentlicher Lebensraum ist das Meereis. Dort verbringen sie so viel Zeit wie möglich und legen auf der Suche nach ihrer Hauptnahrung, den Ringelrobben, Hunderte Kilometer zurück. Doch weil das Eis der Hudson Bay, die größer ist als das Mittelmeer, in jedem Sommer vollständig schmilzt, muss die hier heimische Population des Ursus Maritimus die Sommermonate an Land verbringen.

Dort warten die Bären in der Tundra entlang der kargen Küste dann, bis das Wasser der riesigen Bucht wieder gefriert.

Churchill liegt auf einer Halbinsel und ist durch das

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