„In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied“

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Nachruf

Warum das im Falle unserer Herausgeberin Uschi Birr keine Floskel ist

Wenn ich an Uschi denke, dann fallen mir so viele Adjektive ein wie bei kaum einem zweiten Menschen, den ich kenne. Schlagfertig, scharfsinnig, lebensklug. Energisch, zupackend, fröhlich. Ein kleines bisschen eigensinnig, aber immer mit der Fähigkeit, auch über sich selbst zu lachen.

Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann gab es kein Halten mehr. Symptomatisch dafür ist für mich mein Kennenlernen mit ihr: Als ich 2003 lediglich ein Praktikum in der Redaktion absolvieren wollte, ist sie nach nur zwei Tagen zur Geschäftsführung gegangen, um eine bis dahin nicht vorhandene Volontariatsstelle zu schaffen, damit ich bleiben konnte. Oft ist sie übrigens nicht „gegangen“, sondern „geschossen“ – schnell, energisch, unaufhaltsam.

Sie selbst hat sich oft als „Stehauffrau“ bezeichnet. Ging es ihr mal einen Tag ein wenig schlecht, dann konnte man sich dennoch darauf verlassen, dass sie am nächsten Tag wieder die Erste in der Redaktion sein würde. „Ein Wunder! Ich bin wieder topfit“, verkündete sie dabei meist fröhlich und ein bisschen stolz.

Uschi war vielseitig interessiert. Ich weiß, das sagt man über viele Menschen und es klingt fast ein wenig abgedroschen. Aber auf niemanden, den ich kenne, trifft es so zu wie auf sie. Neben den Tieren (natürlich!) interessierte sie sich fürs politische Tagesgeschehen, für Musik und Literatur, für Klatsch und Tratsch. Am allermeisten aber – obwohl sie unbestritten eine riesengroße Tierfreundin war – interessierte sich Uschi für alles Menschliche und Zwischenmenschliche.

Man konnte Uschi erzählen, welchen Pullover man gerade im Schaufenster entdeckt hatte. Wohin der nächste Urlaub gehen sollte. Dass man sich gerade nicht gut fühlte. Dass es berufliche oder familiäre Probleme gab. Welchen Film man gerade im Kino gesehen hatte.

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