Zu Besuch bei den „Vertretern der Götter“

8 min lesen

Reise

In vielen westafrikanischen Ländern sind manche Tierarten bereits ausgestorben. So ist auch in Ghana die Zahl der Mona-Affen, eine spezielle Meerkatzenart, durch Jagd und Wilderei dramatisch gesunken. Doch einige Gruppen dieser Tiere in Zentral-Ghana haben Glück, denn ihr Wald und sie selbst gelten als heilig

Tagaktive Baumbewohner Mona-Affen können von oben alles beobachten. Sie sind sehr neugierig
Land am Atlantik Ghana grenzt an die Elfenbeinküste, Burkina Faso und Togo. Tierschutzexpertin Christiane Flechtner bereiste das westafrikanische Land

Ein kleiner Pfad führt vom Dorf Tafi Atome in den dichten tiefgrünen Wald. Vorbei an Lianen und über riesige Brettwurzeln von Urwaldriesen führt uns Francis Acquaye immer tiefer hinein. Niemand sagt ein Wort, denn irgendwie spürt jeder, dass dieser Wald heilig ist. Als würde eine besondere Kraft von ihm ausgehen. Wir steigen über einen Hundertfüßer hinüber, der unseren Weg kreuzt, und bleiben dann stehen. Acquaye presst die Lippen zusammen und zieht die Luft ein. Es entsteht ein besonderes Geräusch, das er mehrfach wiederholt. Dann gibt er einen hohen, langgezogenen Ton von sich und blickt ins tiefe Grün. Der Manager des Tafi Atome Monkey Sanctuary im Osten Ghanas weiß genau, was er tut: „Ich rufe die Affen herbei – sie sind irgendwo ganz in der Nähe.“ Und auf einmal raschelt das Laub hoch oben in den Bäumen, und schon sieht man die Mona-Affen von verschiedenen Seiten herbeispringen, um neugierig zu schauen, wer dort in ihr Territorium eingedrungen ist.

Gold, Elfenbein und Sklavenhandel

Ghana, das westafrikanische Land am Atlantischen Ozean, ist fast so groß wie Großbritannien und grenzt an die Elfenbeinküste, Burkina Faso und Togo. Es hat eine unruhige Vergangenheit: Die Portugiesen kamen an die sogenannte Goldküste, ebenso die Holländer, Engländer, Franzosen, Dänen, Schweden und Preußen – und eine harte Konkurrenz um Gold, Elfenbein und Sklaven begann. 1874 wurde Ghana britische

Kolonie. Seit 1957 als Republik Ghana unabhängig, ist das 30 Millionen Einwohner starke Land nach wie vor ein Vielvölkerstaat, der sich aus zahlreichen Ethnien und Sprachgruppen mit 79 verschiedenen Sprachen zusammensetzt. Aber ein Wort sprechen und verstehen sie alle: „Akwaaba“, was „Willkommen“ heißt. Es ist allgegenwärtig in Ghana und steht für afrikanische Gastfreundschaft. Und Ghana hat zu Recht den Ruf, eines der freundlichsten Länder Afrikas zu sein.

Wir schlendern in der 2,5-Millionen-Hauptstadt Accra über den Markt und laufen durch Jamestown, einem der ältesten Bezirke der Stadt. Rund um das britische James Fort, wo früher die Kolonialmächte ihre Fehden austrugen und auf unmenschliche Weise Sklaven verschifften, lebt heute eine Gemeinschaft aus Fischern und deren Familien. Es geht vorbei am rot-weiß-gestreiften Leuchtturm durch enge Gassen, in den

Dieser Artikel ist erschienen in...