Black Swan

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Als Tänzer hat Osiel Gouneo alles erreicht. Mit seiner Autobiografie begeistert der Kubaner nun auch Ballettmuffel

Butterweiche Pirouetten und die höchsten Sprünge, doch was den Tänzer Osiel Gouneo ausmacht, ist, wie er seine Kunst infrage stellt. „Oft bin ich der einzige schwarze Punkt in diesem weißen Raum.” Auf der Münchner Staatsopernbühne ist er im Rahmen der Ballettfestwoche am 18. und am 20.4. zu sehen
FOTO Nicholas Mackey

Jean-Claude Van Damme, ausgerechnet, dieser Hüne von einem Kerl. Ein brachialer blonder Muskelberg, das war Osiel Gouneos Held aus Kindertagen. Der Junge war acht, machte Karate, liebte Judo und Kung-Fu, als ihm die Mutter sagte, sie sehe für ihn eine Zukunft als Balletttänzer und würde ihn nach der Grundschule für ein musisches Internat anmelden. „Mamacita, Ballett? Ist das dein Ernst?“ Kein echter Kerl trägt Strumpf hosen, macht Plié oder Pirouetten.

Osiel Gouneo ist nicht in einer Ballettfamilie aufgewachsen, sondern unter recht prekären Verhältnissen in Matanzas, rund 100 Kilometer von Havanna entfernt. Die Mutter Lehrerin, vom Vater früh getrennt, wuchs er bei den Großeltern auf. Doch getanzt wurde viel. Im Hinterhof unter dem Mangobaum traf sich die Großfamilie an den Wochenenden zu großen Fiestas. „Solche Rumbas“, schreibt er in seinem berührenden Buch „Black Romeo“ (C. H. Beck, 28 Euro), „sind eine ungeschriebene Tradition auf Kuba, gerade für A frokubaner. Jeder brachte etwas zu essen mit, es wurde gemeinsam gekocht und gegrillt, Musik gemacht, getrunken und getanzt.“ Er war schon als Kind der beste Salsatänzer von allen. In der Ballettschule rebelliert er erst, bis er in einem Video den Ballettstar Carlos Acosta tanzen sah – Afrokubaner wie er. Ein Er weckungserlebnis! „Er war so Schwarz wie ich. Und er tanzte Ballett. Und wie er tanzte. Kraftvoll, athletisch, leidenschaftlich – und doch schwerelos, wie von unsichtbaren Schnüren geführt.“ Osiel Gouneo wurde zum manischen Tänzer, spürt das „Superheldengefühl“ auf der Bühne, aber auch den Schmerz. Ballett, das weiß jeder Tänzer, ist dauernder Schmerz, doch er sprang oft

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