Gesellschaft
Nicht nur ein Promi-Phänomen: warum sich immer mehr Paare nach vielen Jahren trennen
NACH 18 JAHREN
NACH 45 JAHREN
Es gibt Dinge, die mag man sich nicht vorstellen. Dazu gehört der Verdacht, dass der Sohn der eigenen Haushälterin jemandem ähnlich sieht, dem er auf keinen Fall ähnlich sehen sollte. Erst als Joseph Baena 13 Jahre war, fragte Maria Shriver ihren Mann Arnold Schwarzenegger: „Bist du Josephs Vater?“ Und das während einer gemeinsamen Therapie, deren Kosten sie sich hätten sparen können. Seine Antwort (ein schlichtes, beschämtes „Ja, stimmt“) läutete das Ende der Ehe ein, die ein Vierteljahrhundert hielt. Ehrlich währt am längsten? Nicht bei dem Mann, der als Actionheld zum Weltstar wurde, sich als Gouverneur Kaliforniens mit Leidenschaft für den Umweltschutz einsetzte. Aber gleichzeitig immer beschuldigt wurde, Frauen mit gewissem Nachdruck zu ihrem Glück – sagen wir – zu überreden. Gerüchte und konkrete K lagen von Schauspielkolleginnen über Grapschereien und mehr hatte Maria Shriver im Interesse der vier gemeinsamen K inder Jahre hingenommen.
Damit war Schluss, sie reichte die Scheidung ein. Nicht die einzige langjährige Celebrit y-Ehe, die scheiterte. Vor Kurzem trennten sich Meryl Streep und Don Gummer offiziell nach 45 Jahren (und gestanden, dass sie inoffiziell bereits seit sechs Jahren kein Paar mehr sind). Die Liebe zwischen Hugh Jackman und Deborra-Lee Furness überstand nach 27 Jahren den Stress der Coronajahre nicht. Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und Stephanie gehen nach 23 Jahren getrennte Wege. Wie auch Kanadas Premierminister Justin Trudeau und Sophie (18 Ehejahre) oder „Tatort“-Star Maria Furtwängler und Verleger Hubert Burda (31 Ehejahre). Alle angeblich im Guten. Schmutzige Wäsche wird zu Hause gewaschen, nicht vor Publikum. Die Dramen, so es sie denn gibt, sollen im Stillen stattfinden. Wie bei normalen Leuten.
Ein Drit tel der Scheidungen betrifft Paare über 50
Doch obwohl man das Leben der Prominenz natürlich trotzdem schlecht mit dem der unberühmten Mehrheit vergleichen kann – diese Entwicklung ist, glaubt man aktuellen Untersuchungen, typisch. Früher galt: Je länger eine Ehe hielt, desto unwahrscheinlicher wurde eine Scheidung. Mittler weile findet ein Drittel der Scheidungen zwischen Menschen um die 50 statt – dreimal so viele wie in den 1970er-Jahren. „Grey Divorce“ (etwa: Scheidung der Ergrauten) lautet der amerikanische Begriff für dieses gesellschaftliche Phänomen, das in allen westlichen Ländern zu beobachten ist.
Warum das so ist, analysiert die Schweizer Entwicklungspsychologi