„Anziehen, worauf man Lust hat“

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Cocktailsessel mit Samt in Duck-Egg-Blau bezogen, eiserne Tolix-Stühle, ein Loungechair in Rot, eine gustavianische Bank und einige Midcentury-Einzelstücke stehen zur Auswahl. „Wo setzen wir uns hin?“, fragt Carola Niemann, die mit Kaffee aus der Küche kommt. Zu entscheiden, welchen Platz man in ihrem zweiten Zuhause, einem Concept-Store in der Münchner Maxvorstadt, wählt, scheint fast unmöglich.

Schließlich muss man auch noch den Blick auf große Fotos, bunte Lampenschirme, Knotentaschen oder Paillettenkleider in Betracht ziehen. Das Ambiente passt zum prallen Leben der 61-Jährigen: Sie ist Gründerin, Journalistin, Stylistin, Dozentin und seit sechs Monaten eben auch Ladenbesitzerin. Zeit für ein Privatleben, Renovierungen, Kreativprojekte? Hat die Frau mit der Energie eines ganzen Windparks auch noch.

Ein Magazin für Frauen mit Größen jenseits der 44 und ein Shop in Zeiten, in denen Ladenzeilen leer stehen – ganz schön mutig.

Etwas zu wagen ist weniger anstrengend, als zu verharren. Das endet immer in „Was wäre, wenn“-Fragen, die einen nicht loslassen. Erfolge sind für mich weder das verdiente Geld noch die Lebensdauer eines Projektes, sondern vor allem der Versuch, Träume umzusetzen.

Deswegen jetzt der Laden?

Ein wenig ist der Store auch meine Legitimation, auf Jagd nach besonderen Objekten zu gehen. Außerdem ist er praktisch: Im Hinterzimmer kann ich, wenn keine Kunden da sind, an meinem Heft arbeiten.

Das „Curvy Magazine“, das Sie vor sieben Jahren gegründet haben?

Davor habe ich Jahrzehnte als Modeleitung für Frauenmagazine gearbeitet und Designerkleidung an normschönen Models fotografiert. Das Problem: Schon ab Größe 40 hat man Schwierigkeiten mit der Passform. Dabei trägt der Durchschnitt eine 44. Ich wollte kurvigen Frauen einen liebevolleren Blick auf ihren Körper und auf sich selbst ermöglichen.

Ihr Plus-Size-Styling-Tipp?

Keine Outfits aussuchen, die vermeintlich schlank machen, sondern anziehen, worauf man Lust hat! Wenn man in den Wechseljahren zunimmt und plötzlich zwei Drittel des Kleiderschranks nicht mehr passen, ist das ein trauriger Moment. Aber es ist auch eine Chance, einen neuen Stil zu entdecken.

Und wie gelingt das?

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