Ziemlich beste Feinde

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Der große abgeschlossene HEIMAT-ROMAN

Mit ihrem kleinen Spargelhof hat es die Familie Franzen schwer, gegen den mächtigen Nachbarn Lauber zu bestehen. Sohn Stefan möchte deshalb neue Wege gehen und eine Biogasanlage errichten. Doch laut Grundbuch gehört das dafür vorgesehene Stück Land ausgerechnet dieser Familie Lauber!

Das weiche Morgenlicht hüllte die weitläufigen Spargelfelder vor dem Fenster in einen fast mystischen rötlichen Schein. Tine liebte die Ruhe dieser frühen Stunde. Und Sonne. Sie hatten den Anbau an den elterlichen Hof extra so geplant, dass das Schlafzimmer nach Osten lag. So konnte sie morgens Kraft tanken für die Herausforderungen des Tages. Die in Zukunft nicht weniger werden würden! Jetzt, wo der nächste Generationenwechsel offiziell vollzogen war und sie und ihr Mann den Familienbetrieb übernommen hatten.

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Bei diesem Gedanken sah zum Bett hinüber, wo Stefan in den Kissen lag und sie offenbar schon eine Weile beobachtete. Tine lächelte ihm zu. „Du bist ja schon wach.“ „Du ja auch“, erwiderte er. „Einer muss dafür sorgen, dass der Tag gut beginnt. Oder willst du ohne Frühstück zu dem Termin?“

„Auf jeden Fall nicht ohne einen Kuss!“ Er breitete die Arme aus.

Als Stefan wenig später hinunter in die Küche kam, stand schon Kaffee und Brot nebst Schinken, Käse und Marmelade auf dem

Tisch. Er bemerkte Tines Blick einmal an ihm hoch und runter, rückte seinen Hemdkragen zurecht und den Sitz des Gürtels an der glatten Hose. „Recht so?“, fragte er.

Tine nickte. „Sehr gut. Als würdest du nie etwas anderes tragen.“

Tatsächlich trug Stefan meistens verwaschene Jeans und derbe Schuhe. Für die Arbeit auf den Feldern musste es robust und praktisch sein. Die Franzens betrieben den kleinen Hof im Spargelland in diesem dörflichen Teil von Schro- benhausen nunmehr in der vierten Generation – und damit würde sich einiges ändern. Stefan hatte Agraringenieurwesen studiert und seine Pläne waren innovativ.

Sein Urgroßvater hatte Stück um Stück das Land gekauft und ein kleines Haus darauf errichtet, sein Großvater hatte es zum Bauernhaus ausgebaut und den Betrieb erweitert. Doch rundherum etablierten sich rasch größere Unternehmen, die das Geschäft an sich zogen. Allen voran der Hof Lauber, größter Produzent in der Gegend.

Spargelkönige nannte man die Laubers, und es gab alte Gerüchte, dass sie ihren Wohlstand auf dem Rücken schlecht bezahlter Landarbeiter begründet hätten. Das mochte stimmen oder nicht. Die Laubers genossen keinen sehr guten Ruf bei den Alteingesessenen.

Auch der Familie Franzen war man seit jeher in gegenseitiger Abneigung verbunden, wobei heute niemand mehr sagen konnte, worin die eigentlich gründete. Und nun würden die Franzens sich nic