Im Papyruss chiff üb er den Atlantik

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Es geschah...

…VOR 55 JAHREN: THOR HEYERDAHLS ERSTE „RA“-EXPEDITION

Schon 1947 hatte der Norweger Thor Heyerdahl mit seiner gewagten Pazifik-Überquerung die Weltöffentlichkeit begeistert. 1969 schickte er sich an, mit einem Papyrusschiff von Marokko nach Südamerika zu segeln – um zu zeigen, dass es möglich war, und um mitten im Kalten Krieg für friedliche Zusammenarbeit zu werben.

Großer Moment: Die nach dem ägyptischen Sonnengott benannte „Ra“ wird in Safi (Marokko) zu Wasser gelassen. Von hier aus begann am 25. Mai 1969 der Versuch, den Atlantik mit dem Schilfboot zu überqueren.
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Die siebenköpfige Mannschaft hatte am 25. Mai 1969 an Deck Aufstellung bezogen und sah zu, wie Aicha Amara, die Ehefrau des Paschas von Safi, Marokko, das Schiff nach dem ägyptischen Sonnengott auf den Namen „Ra“ taufte. Es war ein feierlicher Augenblick, der vorläufige Höhepunkt eines Projekts, das der berühmte norwegische Abenteurer Thor Heyerdahl (1914 – 2002) mit großem Elan vorangetrieben hatte: die Überquerung des Atlantiks mit einem Papyrusboot.

Den Teilnehmern der Expedition galt die aufrichtige Bewunderung derer, die sich am Hafen versammelt hatten. Aicha Amara sollte später sogar ein Buch über Heyerdahl schreiben. Kaum hatte die „Ra“ abgelegt, da fuhr der Mannschaft der Schreck in die Glieder, denn plötzlich heulten die Sirenen der im Hafen liegenden Fischerboote auf, und die Sirenen der nahen Fabriken, Silos und Lagerhäuser stimmten mit ein. Schiffsglocken wurden geläutet, die Menge am Hafen jubelte, Frachtschiffe schossen Signalraketen ab.

Es sollte ein fürstlicher Abschiedsgruß sein, der allerdings auch dafür sorgte, dass den Männern das Herz bis zum Hals schlug. Mit weichen Knien begannen sie ihre Fahrt ins Ungewisse. Experten waren überzeugt, dass ein Papyrusboot keine 14 Tage auf dem Atlantik überstehen würde. Heyerdahl und seine Mannschaft hatten sich vorgenommen, die Experten eines Besseren zu belehren.

Dies war nicht Heyerdahls erste große Fahrt. Schon 1947 hatte der Zoologe, Geograph und Ethnograph mit einer fünfköpfigen Besatzung auf einem Floß aus Balsaholz den Pazifik überquert. Auf diese Weise wollte er beweisen, dass die Besiedlung Polynesiens von Südamerika aus theoretisch möglich gewesen wäre. Die knapp 7000 Kilometer lange Strecke bewältigte die „Kon-Tiki“ binnen 101 Tagen. Es folgten der Bestseller „Kon-Tiki Ekspedisjonen“ (1948) aus Heyerdahls Feder und ein Dokumentarfilm (1952). Heyerdahl war weltberühmt.

Die wissenschaftlichen Implikationen der Pazifik-Überquerung waren eher gering. Heyerdahl selbst hielt sich in der Debatte zwischen jenen Forschern, die einen weitreichenden Kulturtransfer über die großen Ozeane hinweg für möglich, und jenen, die ihn für unmöglich hielten, zurück und gab sich als Vermittler zwi

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