Leuchtturm Kloster

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Bedeutende Abteien wie die Reichenau spielten im Mittelalter eine wichtige Rolle für die regionale Bevölkerung; Tausende von Menschen waren wirtschaftlich mit ihnen verbunden. Doch was heute oft vergessen wird: Die zentrale Aufgabe der Mönche war das Gebet – wer das Kloster beschenkte, erhoffte sich dadurch einen direkten Draht zu Gott.

Die Reichenauer Mönche produzierten Ikonen der mittelalterlichen Herrscherdarstellung wie dieses Huldigungsbild Kaiser Ottos III. (um 1000/1005). Die Nähe zu den Herrschern verschaffte dem Kloster viele Privilegien.
AKG

Walahfrid Strabo, Hermann der Lahme, der „St. Galler Klosterplan“ oder das Inselkloster als innovatives Zentrum in einem europaweiten Handschriftentausch – herausragende Persönlichkeiten und kulturelle Höchstleistungen machten die Reichenau zu einem wahren Leuchtturm ihrer Zeit. Klöster gelten ohnehin als Zentren der Kultur und der Politik, die Licht in ein Mittelalter ausstrahlten, das sonst eher als dunkle Epoche wahrgenommen wird.

Wie berechtigt diese Assoziationen sind, haben die vorangegangenen Kapitel gezeigt. Ausbildungen an einer berühmten Klosterschule konnten außerdem attraktive Wege in die höchsten Herrschaftskreise eröffnen: Als rechtlich allein dem König verpflichtetes Kloster unterhielt die Reichenau engste Verbindungen zum Hof. Äbte wie Waldo (786 – 806), Heito I. (806 – 823) oder Hatto (888 –913) gestalteten als Ratgeber, Erzieher, Diplomaten und Amtsträger die Reichspolitik entscheidend mit. 981 präsentierte sich die Abtei in größter Machtfülle, als sie an der Spitze der Königsklöster 60 Panzerreiter für den Romzug Ottos II. (römisch-deutscher König 961– 983, Kaiser seit 967) stellte.

Und trotzdem greift es zu kurz, die Leuchtturmrolle nur über solche Elitenkreise zu denken. Klöster des frühen Mittelalters repräsentieren weit größere Teile der mittelalterlichen Gesellschaft als den Klausurbereich der Mönche. Die Vielfalt ihrer Funktionen ist mit der der späteren Städte verglichen worden. Daher lohnt es sich, das Leuchtturm-Bild umzukehren und den Blick auf diejenigen Lebenswelten zu lenken, die ein Kloster ins rechte Licht rückte – die also gar nicht unbedingt „dunkel“ waren, aber die ohne die Klöster als Überlieferungsträger im Dunkeln geblieben wären.

Schenkungen machen die Klöster zu Großgrundbesitzern

Ein möglicher Weg ist der Klosterbesitz. Die Entwicklung von Pirmins Gründung zu dem kulturellen Zentrum und wirtschaftlichen Großkonzern, als der sich die Reic

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