Bogenschütze für alle Fälle

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Von der Legende vom guten Räuber Robin Hood, der die Reichen ausnimmt und seine Beute an die Armen verteilt, hat fast jeder schon einmal gehört. Doch steht im Zentrum der Geschichte des Helden aus dem Sherwood Forest dessen Einsatz für die Armen, wie man meinen könnte? Tatsächlich wandelte sich die Figur des grünen Bogenschützen über die Jahrhunderte.

Dieses Faltblatt mit kolorierten Szenen aus dem Leben Robin Hoods (Ausschnitt) datiert aus dem Jahr 1809. Die jeweiligen Szenen (zum Beispiel links: Robin und Little John beim Wettschießen mit dem Bogen) werden eingeordnet. Mitte: Robin mit der Nichte des Barons Fitzerbert; rechts: mit dem Einsiedler Edwin.
AKG / British Library

Ikan noght parfitly my Paternoster as the preest it syngeth, But I kan rymes of Robyn hood and Randolf Erl of Chestre.“ Das Vaterunser könne er zwar nicht ganz genau wiedergeben, aber die Verse von Robin Hood und Randolf, dem Earl of Chester, die kenne er! Diese Worte legte William Langland im 14. Jahrhundert einer der Figuren des „Piers Plowman“ in den Mund. Das monumentale Gedicht Langlands gilt als eines der bedeutendsten Werke mittelenglischer Literatur – und gibt bis heute Rätsel auf. So auch dieser Satz. Offenbar verstand der zeitgenössische Leser (oder besser Zuhörer), was damit gemeint war, also welche Geschichten da über Robin Hood im Umlauf waren – wir kennen sie hingegen nicht.

Andere frühe Hinweise weisen auf einen Zusammenhang der Figur mit dem Wald hin: „Robyn Hode Inne Greenwoode Stode Godeman Was He“, kritzelte ein Kanzleischreiber im Jahr 1432 an den Rand eines Schriftstücks: „Robin Hood stand im grünen Wald. Er war ein guter Mann.“ Eine andere Notiz weist Robin einem konkreten Wald zu und gibt ihm seine bekannteste Waffe in die Hand: „Robyn hod in scherewod stod hodud adn hathud, hosut and schod Ffour and thuynti arowus he bar in hits hondus“ („Robin Hood stand in Sherwood mit Kapuze und Hut, Hosen und Schuhen, 24 Pfeile hielt er in seinen Händen“).

Der Name Robin, der Sherwood Forest, die Farbe Grün, die Pfeile für den Bogen – all diese wiederkehrenden Elemente sind in diesen knappen Hinweisen enthalten. Doch anders als im Fall des bei Langland erwähnten Earl Randulf of Chester lässt sich Robin Hood keiner bestimmten, historisch belegten Person zuordnen.

Leben in einem stets sommerlichen Wald an der Grenze zum königsfernen Norden

Ist von den frühesten „rymes of Robyn hood“ wenig bekannt, so sind aus dem 15. Jahrhundert einige Balladen überliefert,

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