Wie Phönix aus der Asche

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Bis Pompeji nach dem Untergang wieder zum Leben erweckt wurde, dauerte es fast 1700 Jahre. Mit den archäologischen Entdeckungen stieg auch das allgemeine Interesse an der Stadt am Vesuv sprunghaft an. Besuche in der Ausgrabung gehörten bald zum guten Ton.

Mit der Freilegung des Isis-Tempels 1764 kam die Begeisterung für die antiken Stätten am Vesuv so richtig in Gang (Gemälde nach Pietro Fabris, 1779). Die Anlage wurde offensichtlich nach den Zerstörungen durch das Erdbeben im Jahr 62 neu errichtet . Im Inneren fanden sich aufwendige Wandmalereien.
AKG / Science Photo Library

Natürlich war auch Goethe da. Im März 1787 stattete der Dichterfürst jener später so berühmten Ausgrabungsstätte zu Füßen des Vesuvs einen Besuch ab. Dort waren in den Jahren zuvor die ersten Gebäude von einer dicken Schicht aus Asche, Lava und Schutt befreit worden. Die Entdeckungen hatten in den Kreisen der europäischen Gelehrten und Gebildeten für Aufsehen gesorgt. Goethe eilte während seiner Reise durch Italien an den Golf von Neapel und nahm in Augenschein, was die Ausgräber dort, wo einst der Vesuv dem regen Treiben in Pompeji ein jähes Ende bereitet hatte, zutage gefördert hatten.

Der Bourbone Karl VII./V., 1735 bis 1759 König von Neapel-Sizilien, danach bis zu seinem Tod 1788 als Karl III. König von Spanien, hatte im März 1748 höchstpersönlich die Lizenz zum Graben erteilt, nachdem im benachbarten Herculaneum bereits vielversprechende Funde ans Tageslicht gekommen waren.

Im 18. Jahrhundert standen wertvolle Kunstwerke im Mittelpunkt der Grabungen

Dort hatte der Spanier Rocco de Alcubierre (1702 –1780), einer der Pioniere aus der Zeit, als die Archäologie noch in den Kinderschuhen steckte, die Arbeiten geleitet. Nun wurde er nach Pompeji dirigiert – genauer: zu jenem Areal, das die Menschen vor Ort „La Cività“ – „die Stadt“ – nannten. Über all die Jahrhunderte hatte sich die Erinnerung an eine urbane Vergangenheit wenigstens im Flurnamen gehalten.

Für seine Arbeitsweise würde der Spanier von heutigen Archäologen gerügt werden. Ohne größere Rücksicht auf Zusammenhänge und Strukturen wurde der Boden nach wertvollen Gegenständen durchwühlt, die künftig die königliche Schatzkammer zieren sollten. Von koordiniertem Vorgehen konnte jedenfalls keine Rede sein. Zudem war Alcubierre der Meinung, ihm sei die Wiederentdeckung der Stadt Stabiae gelungen, die im Jahr 79 gleichzeitig mit Pompeji und Herculaneum untergegangen war. Erst ein paar Jahre später wurde

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