MAN WUNDERT SICH

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… ÜBER SOCIAL-KARRIERE-NETWORKS

DIE MAROTTEN DER MENSCHEN IRRITIEREN UNSEREN KOLUMNISTEN CORNELIUS POLL MER JEDEN MONAT. DIESM AL FRAGT ER SICH, WARUM WIR UNS BERUFLICH VERNETZEN

CORNELIUS POLLMER arbeitet im Feuilleton der „Süddeutschen Zeitung“ und hat eine „BahnCard 50 2. Klasse” – damit ist zu seiner „Karriere“ wohl alles gesagt, oder?
FOTO: STOCKSY

Um herauszufinden, ob ein soziales Netzwerk taugt oder nicht, mache ich manchmal einen k leinen Test: Ich stelle mir den jeweiligen Feed, die DMs und Notifikationen als reale Party vor. Die mit Abstand allerschlimmste Fete, auf der ich in Gedanken je gewesen bin, ist die von LinkedIn. Mit dem Login ging es also durch die Tür – keine Musik war zu hören, niemand bot mir einen Drink an oder sagte wenigstens: „Hey na, schön, dass du da bist!“ Stattdessen belagerten mich gleich alle möglichen Manfreds und warfen mit traurigen Visitenkarten um sich, die mit durchsichtigen Lügen bedruckt waren. So so, Manfred, Sie sind also „Entrepreneur“ und „Ideenfinder“ und all das auch noch „zertifiziert“?

ICH WILL NICHT CONNECTEN

Für einen Manfred, der sich gerade so abschütteln ließ, kamen immer gleich zwei neue Manfreds nach. Sie tuschelten mir Direktnachrichten ins Ohr: „Freue mich über die Vernetzung!“ Und leider wurde es nicht besser, als ich mich einmal zu den öffentlichen Gesprächen im Flur durchgekämpft hatte. Mit toten Augen standen da die Leute in ihren zu schmal geschnittenen High-Performer-A nzügen und risikoaversen P&C-Businesskostümen. Jede:r sprach ungerührt in den Raum, niemand hörte irgendwem zu und trotzdem riefe

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