Zum Valentinstag beweisen wir wieder unsere Zuneigung nach Schema „Macht man so“. Erwartungen erfüllt und gut? Unsere Chefredakteurin plädiert: Lasst uns Romantik neu denken! Mit weniger Kitsch-Performance und mehr echter Nähe
TEXT: VERONIKA SCHALLER
7 Min. Lesedauer
Wenn man verlobt ist und davon berichtet, leuchten die Augen des Gegenübers so stark, dass man sich Herzchen darin einbilden kann. „Wie war der Antrag?“, fragt er oder sie zuverlässig direkt und schaltet gedanklich schon mal die Lieblingsserie an. Folge 3452 der immer gleichen Szene in sanften Variationen. An der richtigen Stelle ein Slapstick, weil der Mann sich verhaspelt oder die Frau es so lange nicht checkt, dann aber Auflösung und das große „Oooh, wie schön!“ – Zuhörer*innen und Erzählende freuen sich gemeinschaftlich, und die Welt ist wieder zurechtgeruckelt. Alles in bester Liebesordnung.
Enthält die Story eines Antrags jedoch keinerlei Spuren von Männerkniefall, tränenerstickter Stimme und einem sehr großen Ring in einer kleinen türkisfarbenen Schachtel, sind alle verwirrt vom Fehler im System, und irgendjemand sagt bestimmt, als wäre er soeben persönlich um ein Happy End betrogen worden: „Echt? Wie unromantisch!“
VOLLER GEFÜHLSFILM, NUR OHNE STANDARDPROGRAMM
Ehrlich: Ich fühle mich in diesen Momenten ein wenig beleidigt. Weil es für mich sehr besonders war, wie mein Damals-noch-nicht-Mann und ich gemeinsam vorm Hotel saßen (immerhin im Sonnenuntergang und das in Hamburg) und auf zehn Jahre Beziehung anstießen. Wie wir ganz aufgeregt wurden, als wir besprachen, dass es „Vielleicht doch irgendwie schön wäre, oder?“ denselben Namen zu tragen und offiziell zusammenzugehören. Wie wir an diesem Abend beschlossen, es wirklich zu tun und gleich am Wochenende zu unserer Lieblingsschmuckdesignerin zu gehen. Wie sich dort jede*r von uns selbst einen Ring aussuchte. Anschließend durch die Straßen laufend mit Händchenhalten, Herzgalopp und Wolken unter den Füßen. Der volle Gefühlsfilm im Inneren, aber eben: kein Rom-Com-Standardprogramm nach außen.
ROSENBLÄTTER UND KERZENLICHT? LANGWEILIG!
Geht es um Romantik, also nicht als kulturgeschichtliche Epoche, sondern als „sentimentaler Zus