„I HATE TO DATE!“

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Darum hasse ich Online-Dating

Liebe ist nicht immer leicht, geschweige denn die Suche nach ihr. Neue Apps, neue Dates, neue Enttäuschungen. Und ein neuer Begriff, der das Phänomen zusammenfasst: Dating Burnout. Warum – und wie wir wieder Mut, Motivation und vielleicht unser Glück finden

TEXT: YANNICK WERANI

FRÜHER WAR ALLES BESSER?! Nein, nur anders, weiß Dating-Expertin Pia Kabitzsch: „Online-Dating ist nur ein Erweiterungspaket unserer Chancen. Wir verbringen so viel Zeit am Handy – es wäre absurd, wenn es Online-Dating nicht geben würde.“ Nur: Umso mehr ist man 24/7 damit konfrontiert – und eben auch davon genervt
ILLUSTRATION: PATERSON HODGSON

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Lotta Michels sitzt auf der Terrasse in einem Café im Karoviertel, vor ihr ein Americano, im Gesicht die seltene Hamburger Sonne. Der Daumen wischt reflexartig übers Handy. Nach links, nach links, nach links. Dann zieht sie an ihrer Zigarette und kneift die Augen zusammen. Nicht weil die Sonne sie blendet, sondern weil sie jetzt doch zweimal hingucken muss: „Eigentlich ein ganz süßer Typ, er scheint auch groß zu sein. Vielleicht gebe ich ihm doch einen Like?“, dann schüttelt sie den Kopf so stark, dass der wasserstoffblonde Bob ihr um die Ohren tanzt, und knallt das iPhone auf den Tisch. „Hat eh keinen Sinn“, sagt sie. „Entweder stellt sich beim dritten Treffen raus, dass er in einer polyamorösen Vierecksbeziehung ist, oder er referiert beim ersten Date nur über Bitcoins.“

Frustriert von ihren Erfahrungen scheint nicht nur Cosmos Modeassistentin zu sein: Überall wirken Singles derzeit so, als lauge die Suche nach der Liebe sie völlig aus. Weshalb das Phänomen jetzt einen Namen hat: Dating Burnout. Hinter dem Buzzword stecken – zumindest gefühlt – ähnliche Symptome, wie man sie vom Burnout aus dem Berufsalltag kennt. Menschen auf der Partner*innensuche sind müde vom Swipen, frustriert von nichtssagenden Dates, ausgebrannt davon, sich immer neue Hoffnungen zu machen. Und: „Jetzt, wo es diesen populär-psychologischen Begriff gibt, fühlen es plötzlich alle“, sagt Pia Kabitzsch, Psychologin und Dating-Expertin.

ENERGIE- UND ZEITFRESSER

Ähnlich geht es Steffi Hanser*, die ebenfalls aus Hamburg kommt. Mehr als zehn Dating-Jahre mit vielen Enttäuschungen führten schließlich dazu, dass sie, an einem Tag kurz nach ihrem 31. Geburtstag, alle Apps löschte und sich von der aktiven Partnersuche verabschiedete. „Ich leite eine Marketing-Agentur und muss mich den ganzen Tag verkaufen“, erklärt sie, „nach Feierabend habe ich einf


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