DIE MAROTTEN DER MENSCHEN IRRITIEREN UNSEREN KOLUMNISTEN CORNELIUS POLLMER JEDEN MONAT. DIESMAL FRAGT ER SICH, WARUM ES ALLE MIT SUPERLATIVEN ÜBERTREIBEN
MEINUNG
Es folgt, das darf ich in aller Bescheidenheit versprechen, der allerbeste Text, der je geschrieben worden ist. Nie zuvor in der Menschheitsgeschichte gab es schönere, schlauere oder lustigere Zeilen zu lesen – keine Musik umspielte Seele und Geist je so sanft wie dieses verblüffende Meisterwerk perfekt arrangierter Silben. Ja, ist es denn zu fassen?
Ist es natürlich nicht. Es ist nur ein billiger Trick, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Denn nur wer die Aufmerksamkeit von Menschen ergaunert, kann sie auch als Kund*innen gewinnen. Und genau deswegen wird im Tourismus noch mehr gelogen als im Krieg und in der Liebe zusammen. Hier gibt es die angeblich beste Pasta der Stadt, da den angeblich schönsten Freisitz und dort das höchste Hotel überhaupt. Was ist uns nicht schon alles versprochen worden!
Bei „Geheimtipps“ ist höchste Vorsicht geboten
Nach ihren Sommerurlauben erzählen mir Freund*innen jetzt wieder ungefragt, wo ich unbedingt hingehen müsse, und oft fällt dann das Wort „Geheimtipp“. Ein Geheimtipp meint etwas, was garantiert alle schon kennen und wo die Produkte oft nicht besser sind, auf jeden Fall aber teurer. Ein Geheimtipp ist also in der Regel weder geheim noch ein Tipp, und vor Ort gibt es dann nur einen echten Superlativ: die längste Schlange, die man sich nur vorstellen kann.
Verstehen muss ich das alles nicht. Führt diese Jagd nach dem Besten, Höchsten, Größten
