DAS GAB ES DOCH SCHON MAL!

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Schulterpolster, Hüftjeans, Häkeltops – überall poppen derzeit „alte“ Teile quer durch die Mode-Dekaden auf. Da stellt sich die Frage: Wie entstehen Trends heute überhaupt?

TEXT: TAMARA SALATHÉ

ACCEPTABLE IN THE 80’S Als Blazer mit Schulterpolstern in den Achtzigerjahren zum ersten Mal die Modewelt eroberten, wie hier von Marc Cain, galt: Je krasser der Unterschied von Schulter und Taille, desto besser! MARC CAIN
FOTOS: BEATE HANSEN; GETTY IMAGES(1)

Hätten Sie den gelben Blazer rechts gern im Kleiderschrank? Wir schon! Ist auch kein Wunder, denn er ist mit seinen breiten Schultern gerade mega angesagt. Allerdings ist es schon Jahrzehnte her, dass er in Produktion ging. Wenn Modehäuser, wie aktuell Marc Cain zum 50. Label-Jubiläum, ihr Archiv öffnen, wundert man sich über all die Trends, die bereits da waren und jetzt wieder in den Schaufenstern auftauchen. Aktuell könnte man, mal abgesehen von Achtzigerjahre-Blazern, oft meinen, in eine Zeitkapsel zurück in die Nullerjahre gesprungen zu sein. Man fragt sich: Warum kommen manche Hypes wieder? Wer bringt das eigentlich ins Rollen? Und gibt es in unserer schnelllebigen Zeit überhaupt noch übergeordnete, große Mode-Trends?

Wer hat’s erfunden?

Geht es um das Entwerfen von Kollektionen, haben Außenstehende häufig eine romantische Vorstellung im Kopf: Die eines kreativen Genies, das durch verschiedene Länder reist und aus jeder Wolke am Himmel, aus jeder Gewürzfarbe auf dem Souk Ideen zieht – die im Ergebnis dann von allen (niedrigpreisigen) Labels kopiert werden. So war es etwa bei Marc Jacobs der Fall, als er 2014 auf einer Reise nach Paris eine alte Militärjacke auf einem Flohmarkt entdeckte, sie für seine Frühjahrskollektion 2015 neu interpretierte und damit eine regelrechte Manie auslöste.

Und ja, diesen „Trickle-Down-Effekt“, bei dem große Häuser durch ihre Fashion-Shows Trends vorgeben, gibt es noch. Man denke an Valentinos Pink-Kollektion von letztem Winter, die den Barbiecore-Hype mitbefeuerte. Aber: Anders als im Jahr 1947, als Christian Dior während der tristen Nachkriegszeit den opulenten „New Look“ mit weit schwingenden Röcken und schmaler Taille diktierte, gibt es heute viel mehr Impulsgeber als „nur“ die kreativen Köpfe der Brands.

Beruf: So-was-wie-Hellseher*in

Als besonders einflussreich gelten Trendinstitute. Sie sind die Orakel einer ganzen Branche. Elisabeth Prat etwa stöbert seit 37 Jahren als Trendscout Sehnsüchte und Design-Tendenzen in der Gesellschaft auf. Für die Agentur Peclers Paris entwickelt sie mit ihrem Team saisonale Trendbücher, die Designer*innen und Kreativschaff