KÖNNEN WIR UNS DAS URLAUBEN…?

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Können wir uns das Urlauben?

Sich spontan freinehmen, weil draußen die Sonne scheint, oder die achte Woche im Jahr ans Meer: könnte bald möglich sein! Immer mehr Unternehmen setzen auf eine unbegrenzte (!) Anzahl an Urlaubstagen und flexible Freizeit. Ob – und wie – das gehen kann, beschreibt hier eine Unternehmerin, Investorin und Autorin

TEXT: CONNY HÖRL

MEER URLAUB, BITTE!
Unter diesem Motto befragt Expedia seit 2000 Tausende Arbeitnehmer*innen. Ein aktuelles Ergebnis? 63 Prozent der Deutschen wäre dazu bereit, für mehr Urlaubstage den Job zu wechseln …
FOTOS: DANIEL MEDINA/STOCKSY, SUNGHEE SEEWALD

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Neulich saß ich in einem „Zahl so viel du willst“-Café. Ist nicht so mein Ding. Denn: Ich weiß nie, wie viel ich geben soll – und gebe in der Regel zu viel. Auch wenn ich es begrüße, in meinen Entscheidungen frei zu sein – manchmal macht etwas Struktur das Leben eben einfacher. Während ich dort auf meinen Cappuccino wartete, stieß ich auf einen Artikel über einen Trend, der gerade von den USA auf die deutsche Arbeitswelt überschwappt und das Prinzip der Freiwilligkeit extrem denkt: „Urlaub nehmen nach eigenem Ermessen“. Heißt: Mitarbeiter*innen bekommen mehr Verantwortung für ihre Arbeits- und Urlaubszeit, können selbst entscheiden, wann und wie oft sie sich freinehmen. Klingt erst mal cool – aber wie soll das klappen? Und ist unsere Arbeitswelt bereit dafür?

Clash zweier Welten

Als Business Angel (Anm. d. Red. investiert in Start-ups und berät sie) habe ich das Glück, in viele junge Unternehmen zu blicken, die zum Großteil ja New Work verinnerlichen (wollen): Flexibles Arbeiten und ein hoher Grad an Selbstorganisation zeichnen diese Teams aus. Mein eigenes Unternehmen ist dagegen ein klassischer Dienstleister. Wir betreiben unter anderem Fitnessstudios und eine private Krankenanstalt. Die Flexibilität der Dienstpläne hält sich nachvollziehbar also in Grenzen: Wenn ein Kurs stattfindet, muss die Trainer*in einfach da und die Rezeption besetzt sein. Mal schnell freinehmen, weil das Wetter gerade schön ist? Geht leider nicht. Selbst wenn ich es unseren Mitarbeitenden mehr als gönnen würde. Aber unsere Kund*innen erwarten schließlich, dass wir für sie da sind. Das tun Restaurantbesucher*innen und Patient*innen im Krankenhaus sowieso.

Aus Urlaub und Arbeit wird Workation

Unser Marketingteam hat es hier einfacher, Homeoffice ist längst etabliert, und regelmäßig folgen einzelne Mitarbeiter*innen dem Trend zur „Workation“ – Arbeiten, während man auf Reisen ist. Sie wohnen vorübergehend in Spanien, in Strandnähe oder reisen mit dem Wohnwagen durch Europa. Ein Notebook un

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