„DOCH, ICH KANN AKTIVISTIN SEIN UND LUXUSSCHMUCK VERKAUFEN!“

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Unter dem Motto #SupportHer stellen wir jeden Monat inspirierende Frauen vor. Wie Guya Merkle, die sich als First Mover für faires Gold gegen die Branche aufgelehnt hat – und nun allen vormacht, wie man mit wirklich nachhaltigem Schmuck erfolgreich ist

INTERVIEW: TAMARA SALATHÉ

DANN EBEN ICH!
Weil die Industrie nicht auf ihre Nachhaltigkeits-Initiative ansprang, fasste Guya Merkle den Entschluss: „Muss ich eben selbst ein Schmucklabel gründen.“
FOTOS: CAROLIN DUNKEL

Wer heute in den Vitrinen des Landes nach nachhaltigem Schmuck sucht, kommt an Guya Merkles Glitzerstücken nicht vorbei. Die Geschichte dieser Unternehmerin gleicht einer Phönix-aus-der-Asche-Story. Und aus dieser Asche wächst viel Grünes und viel Menschlichkeit. Als Guya Merkle mit 21 Jahren das Luxusschmuck-Unternehmen ihres Vaters erbt, ist ihr „alles zu viel“, wie sie sagt. „Ich hatte wenig Bezug zur Materie und ging nach zwei bis drei Jahren pleite.“ Es folgen: Schuldgefühle, Sinnsuche, ein Jewellery-Essentials-Studium in London. Und ein alles verändernder Blick hinter die gefährlichen und umweltschädlichen Kulissen der glänzenden Champagner-Welt, in der sie aufwuchs.

Als Change Maker einer ganzen Branche gründet Guya Merkle schon 2012 die Earthbeat Foundation, die für Goldgewinnung im Einklang mit Natur und Menschheit kämpft. 2015 folgt ihr Label Vieri, für das sie allein ethisch produzierte Rohstoffe nutzt …

Frau Merkle, Sie setzten sich bereits für Nachhaltigkeit ein, bevor es zum Trend wurde. Was trieb Sie an?

Nachdem ich das Unternehmen meines Vaters in den Sand setzte, nahm ich mir eine Auszeit und reiste nach Peru. Durch Zufall konnte ich dort eine Goldmine besichtigen – und war schockiert. Überall hieß es „Danger, Danger“, das Grundwasser des Dorfes war durch Quecksilber vergiftet, Erwachsene und Kinder schürften mit bloßen Händen, es gab keine Bildung, keine medizinische Versorgung, keine Infrastruktur. Als ich auf dem Rückflug über der Kloschüssel hing, weil ich etwas Vergiftetes gegessen hatte, wusste ich: So kann Luxus nicht aussehen. Ich muss etwas ändern.

Sie wollten andere Firmen für eine nachhaltige Goldförderung gewinnen.

Genau, viele Unternehmen wiesen mich aber zurück. Ich bekam sogar Mails mit Warnungen. Das Ganze sei zu komplex, man könne eh nichts ändern, und ich solle die Kiste der Pandora gar nicht erst öffnen.

Warum diese krassen Reaktionen?

Wenn man es richtig machen möchte, kostet Nachhaltigkeit viel Zeit und Geld – denn man muss das Kernproblem des Systems, Gewinnmaximierung durch Ausbeutung von Natur un


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