Starke Bande

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KAUM JEMAND HAT SO VIEL EINFLUSS AUF UNSER KÖRPERBILD WIE UNSERE EIGENE MUTTER. WAS DAS KONKRET FÜR UNSERE SELBSTLIEBE BEDEUTET UND WIE WIR UNS VON GEERBTEN GLAUBENSSÄTZEN FREI MACHEN. PLUS: VIER MUTTER-TOCHTER-PAARE ÜBER IHRE EINZIGARTIGE (BODY-)BEZIEHUNG

PRODUKTION: SUZANA KOLIK | FOTOS: JENS SCHMIDT TEXT: SUZANA KOLIK, BIRGIT QUERENGÄSSER, MONIQUE SCHULTHEIS

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Ende letzten Jahres ging ein gut zehn Jahre altes Video viral, in dem Gigi Hadid ihre Mutter anruft, um ihr zu sagen, dass es ihr nicht gut gehe. Sie habe lediglich eine halbe Mandel gegessen und sei sehr schwach. Der Rat, den Yolanda Hadid ihrer damals 17-jährigen Tochter gab: „Iss noch ein paar Mandeln. Und gut kauen.“ Daraufhin trendete der Hashtag #almondmom – und TikToker erzählten ihre eigenen Geschichten von diätbesessenen Müttern, die ihnen früh beibrachten, dass beim Essen vor allem eins zählt: Disziplin.

DIE FOLGEN DES „THIN PRIVILEGE“

Auf den ersten Blick klingt das hart. Und doch meinen es auch Mandelmütter im Kern gut. Zahlreiche Studien belegen schließlich, dass Schönheit nicht allein im Auge des Betrachters liegt, sondern einem Ideal zu entsprechen hat, das den Alltag, das Arbeitsleben und die Partnersuche leichter macht: „Thin Privilege“ und „Pretty Privilege“ sind real. Begriffe, unter denen die Vorteile, die man als schlanke, attraktive Person hat, zusammengefasst werden.

Hinzu kommt: Mandelmütter litten selbst unter der Diet Culture, die in den 90ern und 2000ern ihren Höhepunkt erreichte. Die Auswirkungen spüren wir heute noch: Wer seinen Körper selbst kritisch betrachtet, wer selbst Mahlzeiten mit einer Mandel ersetzt, überträgt diese Einstellung auch auf sein Kind, hat die Psychologin Prof. Dr. Silja Vocks, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Osnabrück, in einer Studie herausgefunden. Je stärker sich die Mütter bei der Betrachtung des eigenen Körpers auf die von ihnen selbst negativ bewerteten Körperbereiche fokussierten, desto mehr taten ihre Töchter das auch. Das Fazit des Forscher*innenteams: Wenn Mütter mit ihrem Aussehen abwertend umgehen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Töchter das ebenfalls tun.

WICHTIG: VORBILD SEIN

Aus den Erkenntnissen lässt sich aber auch ein sehr optimistischer Umkehrschluss ziehen. Wenn wir selbst heute positiv mit unseren Körpern umgehen, sie wertschätzen und feiern, könnten wir die Body-Kultur innerhalb von einer bis zwei Generationen komplett verändern. Es reicht sogar, wenn die Figur einfach gar keine Rolle spielt. Cosmos Beauty Director Suzana Kolik (S. 94) berichtet etwa:

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