WENIG LUST, bloß kein Frust

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Wenig Lust, kein Frust

Oft genug wird das Bett in Langzeitbeziehungen fast nur noch zum Schlafen genutzt. Aber: Selten Sex zu haben, ist besser als nie – sind sich unsere Paartherapeut*innen einig. Und verraten im Interview, warum lange Umarmungen schon eine mega Basis schaffen

INTERVIEW: ANTONIA HARTMANN

FOTO: CAROLA BONDELLI

sein Griff nach dem Spitzenhöschen ist schon so heiß, dass man ihn sofort ausziehen will. Körper reiben sich aneinander, Zähne beißen in Nacken. Man könnte Durchdrehen vor Verlangen. Und schämt sich ein bisschen. Weil die heiße Szene nicht aus der eigenen Realität entstammt, wo man neben seinem Partner auf dem Sofa fläzt und diese sehr reale Sex-Szene nur auf dem Bildschirm sieht. Während der Elefant im Raum zwischen einem mit jeder Sekunde größer wird und still vor sich hin trötet: „Ihr beide hattet schon eeecht lange keinen Sex mehr!“

Doch wer bestimmt eigentlich, was wenig Sex ist? Und ist es nicht auch ein Zeichen von einer neuen Intimität, einem höheren Level der Beziehung, wenn man nicht jede Sekunde übereinander herfällt, um einander Zuneigung zu versichern? In Langzeitbeziehungen haben Umfragen zufolge jedenfalls 45 Prozent der Paare ein paar Mal im Monat und etwa 13 Prozent nur noch ein paar Mal im Jahr Sex – und das ist völlig okay. Denn dann haben wir immerhin noch wenig Sex, und das ist besser als keiner, sind sich Expert*innen einig: Im Interview verraten die Paar- und Sexualtherapeut*innen Birgitt Hölzel und Stefan Ruzas aus der Praxis Liebling + Schatz, wie wir uns ausbalancieren, wenn einer

mehr will, und wie wir ohne Druck wieder Spaß miteinander haben.

Zunächst einmal: Warum finden es überhaupt alle so wichtig, regelmäßig mit dem*der Partner*in zu schlafen? BIRGITT HÖLZEL: Weil Nähe und Zärtlichkeit die körperliche und emotionale Intimgemeinschaft stärken. Das Wir-Gefühl, das persönliche Sicherheit schenkt, Geborgenheit und Halt gibt. Und nicht zuletzt machen die positiven Emotionen, die durch Sex ausgelöst werden, ja auch einen Teil der glücklichen Beziehung aus.

Woher weiß man, dass man in der Beziehung zu wenig Sex hat? STEFAN RUZAS: Sex ist dann zu wenig, wenn es für eine*n von beiden ein Problem ist. Wenn jemand auf etwas verzichten muss oder sagt, dass der Sex nicht befriedigend ist. Es gibt Paare, die ohne Sex happy sind. Wenn beide damit d’accord sind, ist alles easy.

Was ist Ihrer Erfahrung nach überhaupt zu wenig Sex? Einmal im Monat? Einmal im Jahr? B.H.: Für manche reicht einmal im Monat vollkommen aus – für andere ist einmal pro Woche zu wenig. Das ist unterschiedlich. Fakt ist: In jeder Beziehung hat eine Person ein stärkeres Verlangen. Und mit einem*r ander

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