„HINTER MIR LIEGT EIN STEINIGER WEG, JETZT fühle ICH MICH WIEDER WIE AUF EINER WIESE“

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Michelle Williams wird mit Blumen und Preisen überhäuft, doch ihr Leben ist kein Spaziergang. Nach Selbstzweifeln und einem schweren Schicksalsschlag blüht die Schauspielerin jetzt endlich wieder richtig auf

TEXT: JOCHEN SIEMENS

NIMMT’S SELBST IN DIE HAND
Weil sie unglücklich mit ihren Rollenangeboten war, schrieb Michelle Williams mit gerade mal 17 Jahren ein eigenes Drehbuch:
„Don’t Blink“. Das wurde sogar von einer Produktionsfirma gekauft, jedoch (bis jetzt) nie umgesetzt
KLEID: LOUIS VUITTON; OHRRINGE: CHOPARD; ARMBAND: CARTIER.

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s Sie hat mal erzählt, dass sie die Leitern nie vergessen wird. Und die Unterwäsche, die auf den Sprossen lag. Es ist damals eine dieser warmen Nächte in Los Angeles, sie ist 15 oder 16 und hat sich mit vier Freund*innen in der Nacht zum großen Hollywood-Schriftzug auf den Hügeln geschlichen, erlaubt ist es nicht. Und dann staunt sie, dass hinter jedem Buchstaben wirklich eine Leiter ist, und noch mehr staunt sie über die Unterwäsche, die überall herumliegt. Sie klettert in das erste „O“, es ist ganz leise und die Stadt liegt wie ein glitzernder Teppich vor ihr. Dort träumt sie sich ein wenig in ein Leben hinein, von dem sie nicht weiß, ob sie es je finden würde.

Im Rausch der Rolle

Das ist jetzt ungefähr 27 Jahre her und man kann sich gut vorstellen, dass Michelle Williams noch einmal an diese Nacht auf dem Hügel denkt, als bei ihr das Telefon klingelt und der Regisseur Steven Spielberg sie sprechen will. Vor zwei Jahren war das, es ist noch Pandemie, Michelle Williams sitzt in ihrem Haus in Brooklyn fest, Steven Spielberg in seinem Haus in Los Angeles. Er will einen Film über seine Kindheit machen, sagt er, darüber, wie er als kleiner Junge das Träumen und Filmen lernte, und über die Frau, die ihn dort hingebracht habe, seine Mutter. Ob Michelle Williams die Mutter, Steven Spielbergs Mutter, Muse und irgendwie Hebamme seiner Ideen, in seinem Film „The Fabelmans“ spielen wolle. Michelle Williams hat noch heute Tränen in den Augen, wenn sie davon erzählt: „Ich konnte mir nie vorstellen, dass er mit mir arbeiten wollte.“ Aber dann, sagt sie, fühlt es sich wie ein Höhepunkt an, auf den sie so lange, 27 und mehr Jahre, hingearbeitet hat und von dem sie in jener Nacht im Hollywood-„O“ nicht zu träumen wagte. „Ich habe“, sagt sie über die Zeit nach dem Telefonat mit Steven Spielberg „einen ganzen Tag lang geweint und dann einen ganzen Tag lang gelacht.“

Und dann gearbeitet. Aber so, wie Michelle Williams als Schauspielerin arbeitet. Also

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