Was wäre, wenn……es keine Tabus gäbe? Hätten Sie dann vielleicht den Sex, den Sie sich wirklich wünschen? Vier Frauen leben sich aus – zumindest in ihren geheimsten Fantasien
TEXT: SVENJA ADLER
i In einer Welt, in der alle so wahnsinnig befreit tun und die doch immer sexpositiver wird, wundert es, dass wir das, was uns in der Fantasie scharfmacht, oft genug unser Leben lang verschlossen halten. Manchmal sogar vor uns selbst. Aber je stärker das Tabu, desto intensiver die Fantasie. Denn ein Tabu ist ein schweigend praktiziertes Regelwerk einer Gesellschaft, so etwas wie eine stille Übereinkunft, was sich gehört und was nicht. Fantasie kann man ausleben, ein Tabu ist jedoch moralisch verwerflich. Gerade Frauen haben noch Sorge, wie sie wirken könnten, wenn sie sich ausleben. Doch ein Gedankenspiel macht Spaß: Welchen Sex hätten wir in einer komplett freien Welt? Wir haben mit vier Frauen gesprochen, die uns ihre geheimen Begierden anvertraut haben.
EINE MASSAGE MIT HAPPY END
ANKE lebt seit drei Jahren in einer monogamen Beziehung. Sie sagt, sie sei glücklich, vermisse auch sexuell nichts. Aber manchmal „erwische ich mich dabei, wie ich an meine Fantasie denke, die ich noch nie ausleben konnte“. Und zwar nicht, wenn sie mit ihrem Freund im Bett, sondern auf einer Massageliege liegt. „Ich bin eigentlich eher die totale Klosterschülerin, stehe auf überhaupt nichts Ausgefallenes, Missionarsstellung reicht mir meist. Aber eine Fantasie trage ich schon seit Jahren mit mir rum. Sie fing ausgerechnet an, als ich vor Jahren zum ersten Mal die ganze Staffel von ‚Sex and the City‘ schaute. In einer Folge schnappt Samantha auf, dass einer der Masseure im Rubinstein-Spa angeblich eine sehr spezielle Massagetechnik draufhätte, die mit seinen Lippen zwischen den Vulvalippen der Kundinnen ende. Ich weiß noch genau, wie ich auf dem Sofa saß und beim Gedanken daran unruhig wurde. Und mir dachte, so was will ich auch mal haben: ein Happy Ending bei einer Massage. Manchmal, wenn mein Rücken mal wieder verspannt ist, buche ich eine klassische Sportmassage, immer bei einem männlichen Therapeuten. Vielleicht schiebe ich meinen Rücken nur vor. Während ich dort liege und wir noch etwas Small Talk machen, male ich mir aus, wie er die Innenseiten meiner Schenkel knetet und sagt: ‚Sie sind ganz schön verspannt.‘ Und wie er dann langsam, Zentimeter für Zentimeter, mit sein
