Let´s fetz!

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Wenn bei Familienfesten die große Runde zusammenkommt, knallt es (fast) immer. Warum das so ist, welche Themen uns triggern und warum Auseinandersetzungen richtig wichtig sein können

TEXT: BIRGIT QUERENGÄßER 8 Min. Lesedauer

DIE TRADITION DES STREITENS…

DICKE LUFT ZUM FETTEN BRATEN
Streit mit den Eltern oder dem*der Partner*in gehört zum festen Bestandteil der Feiertage. Das gaben zumindest 36 Prozent der Befragten einer Studie von YouGov an. 18 Prozent haben bei Familienzusammenkünften regelmäßig Zoff mit den Geschwistern. Was die Diskussionen befeuert: Alkohol!
FOTOS: JEREMY PAWLOWSKI/STOCKSY, IVAN ANDRIANOV/STOCKSY

die Pandemie hatte auch eine gute Seite: Große Familienfeste fielen vorübergehend aus. Man gewöhnte sich irgendwie an Weihnachten allein oder zu zweit. Und nun? Seit wieder gefeiert werden darf, ist auch wieder Anwesenheitspflicht bei Omis Geburtstag oder der obligatorischen Gans am 1. Feiertag. Damit ist auch das Eskalationsrisiko zurück, denn sobald mehr als drei Familienmitglieder zusammenkommen, gibt’s regelmäßig Streit. Zoff mit den Eltern, die nicht kapieren wollen, dass man keine fünf Jahre mehr alt ist. Stress, weil der Partner die ganze Zeit nur aufs Handy guckt, endlose Diskussionen mit dem Onkel, der AfD wählt.

Ein Viertel der Deutschen streitet sich immer oder gelegentlich an Weihnachten, hat eine YouGov-Umfrage ergeben. Und warum? Weil unsere sogenannten „Liebsten“ uns in den Wahnsinn treiben, weil wir auf Menschen treffen, mit denen wir vielleicht nicht viel zu tun hätten, wenn sie nicht unsere Familie wären. Man ist dem aber nicht hilflos ausgeliefert, man kann sich schützen vor weiteren Desastern. Wie, das erklärt die Psychotherapeutin Janina Limbrock aus München, spezialisiert auf systemische Familienmediation. Zum Beispiel, indem man sich vorstellt, man ginge ins Theater.

Bald stehen wieder die großen Familienfeste an. Kann man sich dafür jetzt schon eine Art „mentale Rüstung“ zulegen?

Es hilft, sich vorher vorzustellen, wie es verlaufen kann. So ist man vorbereitet und kann seine verletzlichen Anteile rechtzeitig in Sicherheit bringen.

Wie geht das genau?

Ein Beispiel: Wenn der Großvater Frauen gegenüber eine sehr konservative Einstellung hat, die einen regelmäßig auf die Palme bringt, kann man sich vorher schon vor Augen halten: „Es hat nichts mit mir persönlich zu tun. Er hat nicht die Absicht, mich als Frau abzuwerten. Er ist einfach ganz anders sozialisiert worden als ich.“ Oder wenn man auf den Vater trifft, bei dem man das Gefühl hat, man wird seinen Erwartungen nie gerecht. Dann sagt man sich schon vorher: ��

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