DEN KRALL’ ICH MIR

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Frauen besitzen sexuelle Macht – und wissen es nicht einmal. Dabei verrät eine Biologin: Der Trend geht zurück zur Damenwahl – und Männer müssen sich bald besser in Stellung bringen

TEXT: KATJA LEWINA

EINER GEHT NOCH Während Männer ihre Partnerin auch nach Jahrzehnten noch anziehend finden können, haben Frauen in der Regel nach 24 bis 36 Monaten keine Lust mehr auf ihren aktuellen Partner, hätten gern einen neuen

m„Manchmal wünschte ich, ich wäre eine Frau – was das Dating angeht zumindest“, offenbarte mir kürzlich mein Freund P. „Gefühlt muss ich bei Tinder unzählige Male nach rechts swipen, um ein Match zu bekommen. Während Frauen wie aus einem Katalog unter Hunderten von Anwärtern um ihre Gunst auswählen können.“ Fucking ungerecht, da sind wir uns beide einig. Und P. ist nicht der einzige Hetero-Mann, dem es so geht. Nicht nur kommt für Männer bei 115 Swipes nach rechts durchschnittlich ein einziges popeliges Match zustande, sie finden laut Datenlage auch Fotos von Frauen durchweg attraktiver als Frauen die Fotos von Männern. Außerdem sind sie bereit, enorme Abstriche bei der Optik ihrer (potenziellen) Partnerin zu machen, nur um endlich mal an eine ranzukommen. Böse Zungen würden das „wahllos“ nennen. Dr. Meike Stoverock nennt das Biologie.

LANGE FREMDBESTIMMT

Für ihr Buch „Female Choice“ hat sie sieben Jahre lang zur sexuellen Macht der Frau recherchiert, und bevor Sie jetzt genau wie ich unter hysterischem Lachen „Zur Hölle, welche Macht?“ fragen, schauen wir uns unser Balzverhalten kurz aus evolutionsbiologischer Sicht an: Im Tierreich ist es das Weibchen, das sich den besten Partner für die Kopulation aussucht und damit den männlichen Zugang zu Sex kontrolliert, bei den frühen Menschen war es nicht anders – die Frau wählte aus; was dazu führte, dass sich im Vergleich zu Frauen nur wenige Männer in der Menschheitsgeschichte fortpflanzen konnten. Erst mit der Sesshaftwerdung und der Entstehung des Patriarchats schlug die Geburtsstunde der Monogynie, also der Eine-Frau-Ehe. Hat sich die Frau ursprünglich den Typen also noch selbst gekrallt und vermutlich auch wieder verlassen, sobald der Nachwuchs selbstständiger wurde, war sie nun abhängig, da sie kein eigenes Geld verdienen durfte. Und Väter nahmen deren Glück in die eigenen Hände, oder anders gesagt: sorgten mit arrangierten Ehen meist im präpubertären Alter für institutionalisierte Vergewaltigungen ihrer Töchter. Und das vor allem mit: no way out. Lebenslänglich.

Heute liegen die Dinge, Frauenbewegung sei Dank, schon ein klein wenig anders. Frauen

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