SCHAU MIR IN DIE SEELE, BABY

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Mehr Verbundenheit, mehr Sicherheit, mehr Liebe: Sich anzuschauen ist die neue Paartherapie. Denn: Soul Gazing macht Beziehung und Sex gleichermaßen intensiver. Sind Sie bereit für ganz große, heiße Augenblicke?

TEXT: BIRGIT QUERENGÄSSER

DIE WAHRHEIT SEHEN Blickkontakt macht ehrlich, hat eine finnische Studie herausgefunden. Schon nach kurzem Hinschauen fällt uns das Flunkern schwerer

dDie Grenze liegt bei 3,3 Sekunden. Ab da wird ein Blick intim, haben britische Forscher*innen herausgefunden. Und das ist, wie immer, wenn es intim wird, entweder höchst unangenehm oder sehr aufregend. Die Augen seien das Fenster zur Seele, besagt ein Sprichwort, das schon so lange zirkuliert, dass es bereits Shakespeare und Leonardo da Vinci zugeschrieben wurde. Aber wichtiger als der*die Urheber*in ist für uns die Frage: Stimmt das? Kann man durch die Augen wirklich ins Innere eines Menschen blicken? Sich dadurch verbundener fühlen und so auch den Sex ganz anders, tiefer und zwar so richtig mit Körper und Geist empfinden?

AUGEN VERBINDEN

Ein intensiver Blick ist nie bedeutungslos. Zwischen Fremden entsteht ein Interesse oder es wird creepy. Freund*innen erleben ein ungeahntes, tiefes Verständnis füreinander, ohne ein einziges Wort zu wechseln, und Paare verbinden sich zwischen dreckigem Geschirr und überquellenden Wäschekörben wieder auf einer tieferen Ebene. Und erleben dann auch beim Sex die ultimative Vereinigung. Was simples „Einander-in-die-Augen-Schauen“ in Menschen auslösen kann, sah man 2010, als sich die Künstlerin Marina AbramoviĆ unter dem Motto „The Artist Is Present“ ins Museum of Modern Art in New York setzte. Fast drei Monate sah sie jeden Tag acht Stunden Fremden in die Augen. Ein Fulltime-Job. Es gab Teilnehmer*innen, die eine Stunde bei ihr blieben – manche lachten, viele weinten, kalt ließ es niemanden. Einer italienischen Studie zufolge kann ein Blickkontakt über zehn Minuten uns sogar in einen drogenrauschähnlichen Zustand versetzen. Und ist es nicht das, was wir auch vom Sex wollen? Ist das Wichtigste beim Vorspiel also etwa vielmehr einander anzusehen, statt sich (nur) zu berühren?

BEZIEHUNG FESTIGEN

Vielleicht. Laut einem Forschungsexperiment aus den Neunzigerjahren soll man sich sogar spontan verlieben können, wenn man einen 4-minütigen Blick in die Augen mit 36 persönlichen Fragen kombiniert. Die Fragen (z. B. „Wann hast du das letzte Mal geweint?“) sollen die beiden Personen einander näherbringen, der Blickkontakt macht das Ganze noch intimer, weil dabei das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet wird. Das kennen wir vom