John Lennon Vom Suchen und Finden

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John Lennons Solokarriere beginnt mit einigen Fragezeichen, bevor sie wirklich Essenzielles hervorbring t – von bissigen Rocksongs bis zu Hymnen für die Ewigkeit. Wir werfen einen Blick auf sein Werk. Und die Umstände, unter denen es entstand.

Universal Music
Lennon auf dem Balkon seines Hauses in Tittenhurst Park: In den hauseigenen Ascot Sound Studios enstand unter anderem IMAGINE

November 1968. Unsere Geschichte startet mit zwei Soloalben und einem Meisterwerk. Am Monatsanfang erscheint mit George Harrisons WONDERWALL MUSIC der erste Alleingang eines Bandkollegen, am 22. folgt THE BEATLES, und eine Woche später, am 29., steht UNFINISHED MUSIC NO. 1: T WO VIRGINS in den Läden, ein Gemeinschaftswerk von John Lennon und Yoko Ono. Besser: Eine avantgardistische Fingerübung, die dank ihres Artworks für Furore sorgt, denn einen nackten Beatle samt ebenfalls unbekleideter Muse hatte wirklich niemand erwartet. Was damals klar wird: Jenes nicht zuletzt durch Filme wie „A Hard Day’s Night“ und „Help!“ genährte Image der Beatles als fröhliche Solidargemeinschaft scheint das Haltbarkeitsdatum überschritten zu haben. Der individuelle Loslösungsprozess von den Fab Four ist in vollem Gange. Und es ist Lennon, der die Welt auf – je nach Sichtweise – offenherzig ehrliche bis fast schon übergriff ige Weise teilhaben lässt.

Yoko und John bei ihrem zweiten „Bed-in“ im Queen Elizabeth Hotel in Montreal, dem Ort, an dem ›Give Peace A Chance‹ geschrieben und aufgenommen wurde, Ende Mai bis Juni 1969

Bereits im Mai 1969 erscheint UNFINISHED MUSIC NO. 2: LIFE WITH THE LIONS, im November folgt das WEDDING ALBUM. Selbst tendenziell wohlmeinende Kritiker sind damals irritiert, zumal alle drei Werke sämtliche Erwartungshaltungen massiv konterkarieren. Bissige Kommentare über diese abgehobenen Snobs machen die Runde, die mit eitler Selbstbespiegelung nerven. Womit man John und Yoko sicher Unrecht tut, denn das Zelebrieren ihrer Zweisamkeit ist nur ein Aspekt, wichtiger ist das Ausleben totaler künstlerischer Freiheit, Provokation mit eingeschlossen. Das Problem: Diese ersten drei Lo -Fi-Schnellschüsse, zum Teil lieblos mit dem Kassettenrekord er aufgenommen, bieten verdammt wenig Substanz. Begleitende Aktionen wie „Bed Peace“ oder „Bagism“, bei denen die beiden im Bett abhängen oder Inter views geben, während sie in Säcken stecken, zeugen zwar von Humor und sorgen für mediale Präsen z , nur haben Rock’n’Roll und Performance-Kunst damals gefälligst zwei Paar Stiefel zu sein, sonst sind Presse und Publikum schnell überfordert. Immerhin: Mit Singles wie ›Give Peace A Chance‹, vor allem aber ›Cold Turkey‹ und ›Instant Karma‹ beweist Lennon, dass er das Liederschreiben nicht verlernt hat. Aber auch das im September aufgenommene und vor Weihnachten erscheinende LIVE PEACE IN TORON TO 1969 ka

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