Pearl Jam

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VS. (30TH ANNIVERSARY) 

EPIC/LEGACY/SONY

Grunge-Neuauflage zum 30. Geburtstag

Für viele Fans ist VS. das beste Werk der Bandgeschichte. Sogar noch vor TEN, dem ungleich prominenteren Debüt. Zum runden Jubiläum gibt es die Platte nun in verschiedenen neuen Varianten, darunter ein neuartiger „Atmos Spatial Audio Mix“. Ein Album der Superlative bekommt so ein neues Gesicht und hoffentlich viele brandneue Fans in recht düsteren Zeiten. Nur gut zwei Jahre nach TEN veröffentlicht, sollte es ursprünglich „Five Against One“ heißen, wurde aber quasi in letzter Minute zunächst auf den Namen der Band, dann in VS. umgetauft. VS. ist der erste Studio-Aufenthalt mit Drummer Dave Abbruzzese und die erste Zusammenarbeit mit Langzeit-Producer Brendan O’Brien. Nach einer unermüdlichen Tournee zu TEN begaben sich Pearl Jam Anfang 1993 ins Studio, um einen Nachfolger zu präsentieren, der durch einen lockereren, raueren und aggressiveren Sound glänzen sollte. Zudem beschloss das Quintett, seine Promo-Bemühungen einzuschränken, und lehnte es ab, Musikvideos für eine der Singles zu drehen und Interviews zu geben. VS. ist das einzige Album von Pearl Jam, bei dem die Musik der kompletten Gruppe gutgeschrieben wurde. Und es wurden mehr Songs eingespielt, als letztendlich auf der Platte landeten. ›Whipping‹ und ›Better Man‹ erschienen auf dem Nachfolger VITALOGY, ›Hard To Imagine‹ kam (in einer anderen Version) auf einem Soundtrack sowie auf der Kompilation LOST DOGS zum Zuge, das Cover ›Crazy Mary‹ von Victoria Williams auf dem SWEET RELIEF-Tribute. Wie jeder Pearl-Jam-Longplayer ist auch VS. nicht komplett frei von Schwächen – das sind hier ›Glorified G‹ sowie das restlos überflüssige ›Rats‹. Die Band nahm einen Track nach dem anderen auf und vereinbarte mit O’Brien, die Stücke sofort zu mischen, sobald eines fertig war. Der Produzent ließ die Mitglieder sich so aufstellen, wie sie es auch im Konzert taten, und die meisten Lieder wurden in Jam-Sessions entwickelt. Dadurch gelang Rohes und Ungezügeltes wie ›Go‹, ›Animal‹ und ›Leash‹, Punkiges wie ›Blood‹, Klassiker wie ›Rearviewmirror‹ und ›Dissident‹, aber auch Akustisches wie ›Elderly Woman‹ und ›Daughter‹ oder Ergreifendes wie ›Indifference‹. Thematisch spricht Vedder über Kindesmissbrauch (›Daughter‹), Waffenkultur (›Glorified G‹; was zu Diskussionen mit Abbruzzese führte, der pro Waffen argumentierte), Polizei-Rassismus (›W.M.A.‹) und die Medien (›Blood‹). Bei seinem Erscheinen bricht VS. Rekorde, indem es in den ersten fünf Tagen über 950.000 Exemplare verkauft und damit die gesamten Billboard-Top-10 in den Schatten stellt. Das Album hält sich fünf Wochen lang auf Platz eins der Charts und ist damit das am längsten auf der Spitzenposition verharrende Pearl-Jam-Opus überhaupt. Für die folgenden fünf Jahren hielt es den Rekord für die „meist

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