CONTROL ROOM HEROES #53
Von Neuengland nach Alt-England und wieder zurück: Joe Boyd half f leißig mit, den Gegenkultur-Soundtrack der 60er-Jahre zu schreiben.
Sagen wir es gleich am Anfang frei heraus: Joe Boyd war schuld! Als verantwortlicher Tontechniker beim Newport Folk Festival des Jahres 1965 hatte er Bob Dylan skandalöserweise nicht davon abgehalten, die Bühne mit einer elektrischen Gitarre zu betreten! Was sich Dylan gewiss auch verbeten hätte, doch Boyd, geboren 1942, Promoter von Blues- und Folk-Künstlern sowie Tournee-Organisator (unter anderem für Muddy Waters), war anfangs tatsächlich fest in der Akustik-Szene der amerikanischen Ostküste verwurzelt.
Was sich erst 1964 schlagartig änderte: Der aus Boston stammende Boyd wurde ins ferne England geschickt, um die dortige Filiale von Elektra Records aufzubauen – und pflegte im „Swinging London“ alsbald illustre Kontakte. Mit dem Journalisten und Aktivisten John Hopkins etwa betrieb er den so kurzlebigen wie legendären UFO-Club, in dem nicht nur renommierte Acts wie Jimi Hendrix, The Move, Jeff Beck und Procol Harum auftraten, sondern auch die jungen Underground- „Hausbands“ The Soft Machine und Pink Floyd erste Spuren hinterließen. Als Letztere einen Plattenvertrag ergatterten, war es Boyd, der ihre Debüt-Single ›Arnold Layne‹ produzierte. Auch The Soft Machine wurden anfangs von ihm in Szene gesetzt, doch waren es vor allem britische Folk-Acts, die Boyds Herz erwärmten: Mit den von ihm entdeckten Fairport Convention nahm er gleich mehrere Werke auf, ebenso mit den Psychedelic-Folkies The Incredible String Band, und auch der junge Singer/Songwriter Nick Drake wurde von Boyd produziert. Was dabei auffällt, ist Boyds stets gutes Gespür für den passenden Klangrahmen: Während er bei Pink Floyd, Soft Machine und der Incredible String Band gerne mal elektronisch verfremdete und das ganze Arsenal nutzte, das ihm im Sound-Techniques-Studio in Chelsea zur Verfügung stand, verzichtete er bei Nick Drake auf vordergrü
